Der perfekte ETF auf den MSCI World

Nachdem wir uns für die wichtigsten Regionen bereits die besten Indexfonds angeschaut haben, um in unserem Portfolio damit die perfekte Balance aus Amerika, Europa, Emerging Markets und Pazifikregion herzustellen, erklärt der Finanzwesir mal eben, dass das alles Unsinn und die Mühe nicht wert ist. Einfach was kostengünstiges kaufen und halten, die Aufteilung ist weitgehend egal. Nun gut, dann machen wir es uns tatsächlich mal ganz einfach und schauen uns den MSCI World an: Der Index enthält alle entwickelten Märkte, von Australien über Israel bis Portugal, so dass ich quasi die ganze Welt mit nur einem Indexfonds abgedeckt habe. Was noch fehlt sind die Emerging Markets, die würde man mit dem noch weitreichenderen MSCI ACWI („All Country World Index“) erschlagen, oder halt mit einem separaten Emerging Markets ETF.

Die Vermessung der Welt

Mit 23 Ländern und über 1.600 Unternehmen ist der MSCI World ziemlich breit aufgestellt. Wenn man mal reinschaut liegt der Schwerpunkt allerdings klar auf den Vereinigten Staaten, die derzeit fast 60% des Weltindex ausmachen Aus Portugal kommen hingegen nur drei Unternehmen, aus Deutschland immerhin knapp vierzig.

Den MSCI World Index gibt es seit 1969, damals ist er mit einem Indexstand von 100 gestartet. Mittlerweile liegt er bei etwa 1.700, was einer jährlichen Verzinsung von 6,3 Prozent entspricht (in US Dollar gerechnet). Klingt nicht nach viel, das ist aber nur der Preisindex, d.h. die ausgeschütteten Dividenden kommen hier noch als Sahnehäubchen obendrauf. Der Netto-Index mit Dividenden (aber abzüglich Quellensteuern) kommt auf stattliche 4.600 Punkte, was etwa 8,7 Prozent jährlicher Rendite entspricht. Hier sieht man übrigens schön den Zinseszins am Werk: Der Unterschied von Preis- zu Nettoindex beträgt nur 1,3 Prozent pro Jahr, sorgt aber dafür, dass am Ende mein Vermögen fast dreimal so hoch ist.

Welcher ETF darf’s sein?

Suchen wir also einen passenden Fonds auf diesen Index. Meine – ganz persönlichen – Kriterien für einen „perfekten“ Indexfonds habe ich hier näher beschrieben, der ETF sollte:

sein. Ausschüttende EFT auf den MSCI World gibt es lt. Suche bei JustETF ganze sechs Stück. Komplett steuereinfach (d.h. mit Fondsdomizil in Deutschland) ist dabei keiner. Aber da wir nur Ausschütter ausgewählt haben, ist das steuerlich zumindest die zweitbeste Lösung und sollte i.d.R. unkompliziert bleiben.

Vollständig replizierend ist von den sechs Ausschüttern nur ein einziger, was auch nicht verwunderlich ist, denn bei 1600 Unternehmen ist es ganz schön aufwändig und teuer, alle Aktien auch tatsächlich zu kaufen und physisch in Besitz zu halten. Andere Anbieter setzen daher auf „optimiertes Sampling“, d.h. sie kaufen zwar auch die Aktien im Index direkt und nicht über windige Swap-Konstrukte. Aber halt nicht alle, sondern nur eine repräsentative Auswahl. Das ist, wie schon hier diskutiert, zwar nicht ganz im Sinne einer passiven Geldanlage, aber für mich das kleinere Übel im Vergleich zu dem Finanz-Voodoo von swap-basierten ETF.

Akzeptieren wir optimiertes Sampling, bleiben noch fünf Fonds übrig. Schauen wir uns diese mal genauer an:

ISIN Methode TER Größe (EUR)
CFS – db x-trackers MSCI World Index UCITS ETF (DR) 1D IE00BK1PV551 sampling 0,19% 176
HSBC ETFs PLC – MSCI World UCITS ETF USD IE00B4X9L533 sampling 0,35% 247
iShares MSCI World UCITS ETF (Dist) IE00B0M62Q58 sampling 0,50% 5.637
UBS (Irl) ETF plc – MSCI World UCITS ETF (USD) A-dis IE00B7KQ7B66 sampling 0,30% 41
UBS-ETF SICAV – MSCI World UCITS ETF (USD) A-dis LU0340285161 replizierend 0,30% 906

Von den Kosten her ist der db x-trackers ETF der günstigste, bei einer total expense ratio von 0,19 Prozent. Der Fonds ist noch kein Jahr alt, hat aber mit knapp 200 Mio schon eine akzeptable Größe, die dafür spricht, dass der ETF auch in einigen Jahren noch am Markt sein wird. Der einige vollständige Replizierer von der UBS liegt kostenmäßig im Mittelfeld, was umso erstaunlicher ist, weil UBS parallel auch einen Fonds mit optimiertem Sampling anbietet, der dieselbe Kostenquote hat. Eigentlich müsste ein vollständiger Replizierer ja teurer sein, weil er mehr Aktien handeln muss. Den überschaubaren Aufschlag von 0,11% vom voll replizierenden UBS Fonds zum günstigsten Angebot von db-xtrackers wäre es mir wert, wenn ich dafür auch wirklich alle Aktien des Index in meinem Depot vertreten habe und nicht nur eine beliebige Auswahl. Wir entscheiden uns also für den prägnant benamten UBS-ETF SICAV – MSCI World UCITS ETF (USD) A-dis (LU0340285161).

Der Heilige Gral?

Ist dieser Indexfonds (zusammen mit einem passenden Emerging Markets ETF) jetzt also der heilige Gral für passive Anleger? Nun, das hängt sehr stark von den eigenen Präferenzen ab. Wenn diese etwas anders aussehen, kommt man gleich zu ganz anderen Ergebnissen bei der Fondsauswahl.

Unabhängig vom konkreten ETF ist mir der zugrundeliegende MSCI World Index aber auch viel zu US-lastig, um meine Anlage einzig auf diesem Fundament aufzubauen. Klar, amerikanische Unternehmen dominieren die Weltwirtschaft, aber ob ich deswegen wirklich 60 Prozent meines Geldes dort anlegen will, weiss ich nicht. Denn ganz so zwergig wie die Indexarchitekten von Morgan Stanley halte ich z.B. die deutsche Wirtschaft nicht, die im Weltindex nur einen mikroskopischen Anteil von unter 3,3 Prozent hat, und damit noch hinter Ländern wie Frankreich oder der Schweiz liegt. Diese Untergewichtung von Deutschland und generell Europa kann man natürlich ausgleichen, indem man parallel noch einen europäischen Indexfonds kauft. Aber wenn man erstmal anfängt, an der Gewichtung des MSCI World rumzudoktorn, kann man auch gleich seinen eigenen Welt-Index aufbauen aus den Einzel-ETF für Amerika, Europa, Emerging Markets und die Pazifikregion – was genau die Strategie ist, die ich verfolge.

Disclaimer:

Die ETF-Daten sind der Website JustETF.com entnommen und ohne Gewähr. Die Inhalte dieser Website stellen keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sämtliche Aussagen und Einschätzungen basieren auf der persönlichen Meinung des Autors und sind explizit keine Anlageberatung.

22 Gedanken zu „Der perfekte ETF auf den MSCI World“

  1. Mein Favorit war Anfang dieses Jahres als ich mein Depot eröffnet habe auch der MSCI World von UBS. Von den kosten her wirklich Top wenn man bedenkt wie viele Aktien man auf einen Schlag in sein Depot bekommt.

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  2. Rein emotional scheint die Gewichtung amerikanischer Unternehmen im MSCI World zu hoch. Rein logisch ist sie genau richtig. Klar, ist die deutsche Wirtschaft größer als ihr Anteil am MSCI World, nur leider kann ich in den Großteil davon nicht investieren. Warum sollte ich also ein deutsches Unternehmen höher gewichten, nur weil deutsche Unternehmen tendenziell seltener am Aktienmarkt zu finden sind?

    Macht es überhaupt noch Sinn ein Unternehmen nach seinem Unternehmenssitz zu bewerten. Die Unternehmen des S&P 500 machen ungefähr die Hälfte ihres Umsatzes außerhalb der USA. Kann man da wirklich noch von amerikanischen Unternehmen reden?

    Die meisten DAX-Unternehmen haben ihren Sitz übrigens in Süddeutschland. Ich kenne niemanden, der deswegen norddeutsche Unternehmen übergewichten würde.

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  3. Hallo,bin in diesen Thema nicht besonders drin……habe mich etwas eingelesen und stelle fest das das streuen das wichtigste ist .es sind 10 Branchen und das mit jeweils 3 Aktien auf Value Basis…… ein ETF der vielleicht der Sache ganz grob nahe kommt …..iShares MSCI World Value Factor UCITS ETF …….oder sollte man sich die 30 Werte kaufen………würde mich sehr freuen auf eine Antwort…..
    Gruß Antonio

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    • Bei ETF habe ich mich bislang auf die marktbreiten Indexfonds konzentriert, die keine besondere Anlagestrategie verfolgen. Insofern kann ich zu dem World Value Factor ETF leider wenig sagen. 30 Einzelaktien zu kaufen macht allerdings nur Sinn, wenn man pro Aktie zumindest ein- bis zweitausend Euro Anlagesumme hat, ansonsten sind die Kosten für den Kauf unverhältnismäßig hoch. D.h. bei 30 Werten sprechen wir hier schon von etwa 50.000 EUR Anlagesumme. Wenn man kleinere Summen investieren will, ist ein ETF in der Regel die bessere Wahl, weil er die Streuung gleich mitbringt.

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  4. Hi Teilzeitinvestor:)

    Sagmal habe ich beim MSCI world eigentlich ein Währungsrisiko, wenn ich einen Fonds in Dollar kaufe und sollte deswegen lieber einen in Euro gehandelten Fonds nehmen? Oder ist das beim MSCI world relativ egal, bzw. gleich sich aus?

    Viele Grüße

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    • Das Währungsrisiko hast du bei Indexfonds, die in Nicht-Euro Ländern anlegen, prinzipiell immer, und zwar egal ob der ETF in Dollar oder Euro notiert ist. Denn mit den Indexpapieren hälst du ja Anteile an im Ausland gelisteten Firmen.

      Ob der Indexfonds selber in Euro oder Dollar notiert, ist dabei aber unerheblich. Ein Beispiel:

      Du hast Anteile an Indexfonds auf den EuroStoxx50 im Wert von 2.000 EUR. Die eine Hälfte hast du in einen auf EUR notierenden Indexfonds angelegt (Wert: 1.000 EUR), die andere Hälfte in einen dollarnotierten Indexfonds (Wert beim Kurs von 1,15: 1.150 Dollar).

      Ein Jahr später stagniert die Börse, die Aktienkurse sind unverändert. Der Euro ist aber weiter gestiegen auf einen Kurs von 1,30 zum Dollar. Wie sieht jetzt dein Portfolio aus: Deine in EUR notierten Anteile sind unverändert 1.000 EUR wert. Der in Dollar notierte Anteil ist auf 1.300 Dollar gestiegen, da jetzt mehr Dollar benötigt werden für die gleiche Menge an Euro-Aktien. Auf dem Papier ist der Indexfonds also nach oben geschossen und du hast in Dollar gerechnet einen Gewinn gemacht. Allerdings zählt für dich ja nur, was am Ende in EUR herauskommt: Wenn du die Anteile verkaufst, rechnet die Bank die 1.300 Dollar zurück in EUR, und du erhälst 1.000 EUR zurück. Das ganze Währungs- Hin-und-her hat also keine Auswirkung gehabt.

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  5. Erst wollte ich mich auf einen UBS-ETF festlegen. Dann las ich im Wertpapierforum jedoch folgenden Absatz bezüglich der Quellensteuer:

    „Die netto-Zusatzrenditen durch die QSt-Anrechnung betragen über mehrere Jahre gemittelt bis zu rund 0,4 %/Jahr. […] Bemerkenswert sind die hohen QSt-Anrechnungen bei den iShares- und Deka-Europafonds, da auf britische sowie, bei in DE domizilierten ETFs, auch auf deutsche Dividendenausschüttungen erst gar keine QSt erhoben und dann später natürlich auch nicht angerechnet wird. Insgesamt geben iShares und Deka die höchsten QSt-Anrechenbarkeiten an die Anleger weiter, HSBC ein mittleres Niveau und UBS am wenigsten. Bis ca. Mitte 2012 hat UBS überhaupt keine anrechenbaren QSt weitergereicht, sondern offenbar selbst vereinnahmt.“ [1]

    Eine höhere QSt-Anrechnung erhöht am Ende die Ausschüttung und kann wichtiger sein als eine günstige TER(OK es läuft eher auf ein Nullsummenspiel heraus). iShares Deutschland und Deka bieten aber keinen MSCI World an. Praktisch ist dieses Dilemma nur mit regional ETF zu lösen. Oder habe ich da was übersehen?

    [1] http://www.wertpapier-forum.de/topic/45254-steuerstatus-und-trackingdifferenzen-von-aktien-etfs-auf-standardindizes/page__hl__holzmeier

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    • Interessanter Punkt. Ich schau hier der einfachheit halber ja immer auf die TER, aber die berücksichtigt nicht alle Effekte. Der Tracking Error wäre da schon besser, wobei dieser halt kein fixer Wert ist sondern jedes Jahr schwankt (und sogar teilweise positiv sein kann, sprich: der ETF läuft besser als der zugrundeliegende Index, was ja eigentlich gar nicht sein kann). Daher ist der Tracking Error nur bedingt zum Vergleich zu gebrauchen – ob mein ETF in Zukunft weiterhin einen besseren Tracking-Error hat als ein anderer, ist nicht garantiert.

      Am Ende des Tages ist es aber nicht wirklich entscheidend, ob mein ETF das letzte Zehntelprozent rausholt. Viel wichtiger ist, dass ich überhaupt sinnvoll investiere (passiv, langfristig, breit gestreut).

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  6. Hallo Teilzeitinvestor,

    tolle Übersicht steuereinfacher ETFs auf den MSCI World. Den UBS habe ich ebenfalls im Depot, hatte mich damals auch dafür entschieden weril er steuereinfach ausschüttet und eine gute Kostenquote hat.

    Übrigens findet man auf meiner Seite ebenfalls erweiterte Übersichten der gängigen ETFs auf Standardindizes inklusive dem Steuerstatus in Deutschland. Vorbeischauen lohnt sich;-)

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  7. Ich habe das ComStage MSCI World TRN UCITS ETF (ETF110) mit dem UBS ETF (LU) MSCI World UCITS ETF (USD) A-dis in JustETF verglichen:
    Volatility 1 Year 14.75% vs 14.25%
    Volatility 3 Years 14.52% vs 13.83%
    Volatility 5 Years 13.58% vs 12.87%
    Return/Risk 1 Year -0.13 vs -0.14
    Return/Risk 3 Years 0.72 vs 0.73
    Return/Risk 5 Years 1.01 vs 1.02
    Sie sehen für mich gleich aus! Wo liegt der Vorteil bei replizierend oder physisch? Ich sehe es nicht…

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  8. Hi ,

    nach der Anleitung von homemade-finance, was ein steuereinfacher ETF ist, ist der UBS-ETF SICAV – MSCI World UCITS ETF (USD) A-dis (LU0340285161) nicht steuereinfach! Im Bundesanzeiger sind für das Geschäftsjahr 2015 ausschüttungsgleiche Erträge ausgewiesen.

    Bewertest du ausschüttende, replizierende ETFs generell als steuereinfach oder woran machst du das fest? Hattest du den Bundesanzeiger gecheckt?

    –Maurice

    Quellen:
    http://homemade-finance.de/anleitung-zum-pruefen-ob-dein-etf-auch-wirklich-steuereinfach-ist/
    https://www.bundesanzeiger.de/ebanzwww/wexsservlet?session.sessionid=d4818f5e5dd60f3d975f60ccb03b9cbf&page.navid=detailsearchlisttodetailsearchdetail&fts_search_list.selected=6ccd59b2a5b44d22&fts_search_list.destHistoryId=26218

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  9. In den allgemeinen Anlegerinformationen des ETF ist von einer Umtauschgebühr von 3% die Rede. Was bedeutet diese Gebühr und wann wird diese angewendet. Ich habe habe bei UBS leider nichts zu diesem Thema gefunden

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  10. Guten Tag,

    ich habe mir mal die Mühe gemacht und von den gängigsten ETF’s zu World, Em.Mkt., S&P 500 und EU Stoxx 600 die Charts übereinander gelegt. Entscheidend war für mich die 5 Jahres Chart’s. Was fiel auf? Es fiel auf, dass sich sämtliche ETF’s zu einem Thema in einem Strang bündeln und sich der ein oder andere ETF ab und zu ein bißchen aus dem Strang ausscheerte.

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