Der perfekte ETF für Emerging Markets

Nachdem die Suche nach dem besten ETF für europäische Aktien erstaunlich eindeutig ausging, geht es nun auf die Suche nach einem Indexfonds für Aktien aus der Region Emerging Markets. Region ist hierbei nicht ganz treffend, denn der Begriff Emerging Markets umfasst Schwellenländer aus Mittel-und Südamerika, Süd- und Osteuropa und Asien, also praktisch Länder auf der ganzen Welt, deren gemeinsamer Nenner ist, dass sie wirtschaftlich noch nicht ganz so weit entwickelt sind wie Westeuropa oder die USA, aber auf dem besten Weg dahin.

No Risk no Fun

Warum überhaupt in Emerging Markets investieren? Schwellenländer gelten als volatiler, sprich: die Aktienmärkte dort schwanken weit stärker als z.B. in Westeuropa, was sich auch in den Kursschwankungen von Emerging Markets ETF widerspiegelt. Das ist auch nachvollziehbar, weil wir es nicht mit stabilen, entwickelten Märkten zu tun haben, sondern mit dynamisch wachsenden Volkswirtschaften. Das ist kein Nachteil für langfristig orientierte Anleger, denn die höhere Volatilität (gleich Risiko) ist letztlich die Kehrseite von höheren Chancen (Risikoprämie), die eine Geldanlage in diesen Märkten verspricht. No Risk no Fun, oder anders formuliert: „Übertriebenes Sicherheitsbewußtsein schmälert die Rendite„. Und wenn man sich anschaut, dass der DAX in den letzten zwei Monaten mal eben um 30 Prozent hochgeschossen ist, sind die ach so stabilen Märkte der entwickelten Volkswirtschaften auch nicht mehr wirklich ein Quell der Stabilität. Die beste Strategie gegen Anlagerisiken ist letztlich eine möglichst breite Streuung des Risikos, und bei der Streuung sollte man daher die Schwellenländer nicht vergessen.

Kriterien

Die Kriterien für einen perfekten ETF sind sehr subjektiv, für den einen ist Steuereinfacheit ein KO-Kriterium, für den anderen, der jedes Jahr versiert die Anlage KAP ausfüllt, ist das Steuerthema vielleicht vollkommen egal. Meine ganz persönlichen Kriterien für einen perfekten ETF habe ich hier näher erläutert. Auch für Emerging Markets sollte ein ETF:

  • replizierend,
  • steuereinfach,
  • ausschüttend und
  • preisgünstig

sein. Schon beim ersten Kriterium wird es hier schwierig. Der MSCI Emerging Markets, der für diese Region der wichtigste Index ist, umfasst über 800 Werte in 23 Ländern, was eine vollständige Replikation (d.h. das Kaufen aller Werte exakt nach Indexzusammensetzung) teuer und auswändig macht.

Aktiv statt passiv?

Um die Kosten im Griff zu behalten und um bei kleineren Werten nicht marktbeeinflussend agieren zu müssen, arbeiten ETF-Anbieter hier oft mit „optimiertem Sampling“ statt mit vollständiger Replikation, was nichts anderes heißt als dass nicht alle 800 Werte des Index gekauft werden, sondern nur eine Auswahl von z.b. 200 Werten, die weitestgehend den Index repräsentieren sollen. Durch diese Auswahl passiert leider genau das, was wir mit passiven Investments wie ETF eigentlich vermeiden wollen: eine aktive Selektion von Aktien statt passiver Orientierung an einem Index, mit all den Problemen, die aktive Anlagestrategien mit sich bringen können (als da wären: höhere Managementkosten, schlechtere Performance als der zugrundeliegende Index, etc. etc.). Tatsächlich ist die Zusammensetzung eines ETF mit optimierten Sampling noch etwas komplizierter, da z.B. auch Derivate eingesetzt werden, um Werte aus schwer zugänglichen Märkten abzubilden.

Die Alternative zu optimiertem Sampling wäre ein swap-basierter ETF, also ein ETF der im Zweifel gar keine der Aktien aus dem Index kauft sondern irgendein „Trägerportfolio“ z.b. von DAX-Werten, und der mittels Finanz-Voodoo trotzdem garantiert, die Performance des Emerging Markets Indexes zu liefern. Das mag in der Praxis super funktionieren, ist mir aber nicht ganz geheuer und erinnert mich fatal an Lehman Zertifikate (ich weiß, ich weiß, Äpfel und Birnen…).

Das kleinere Übel

Bleibt also optimiertes Sampling als kleineres Übel. Was die Auswahl an in Frage kommenden ETF schon mal auf  fünf reduziert. Will man dann auch noch einen Ausschütter statt eines Thesaurierers, bleiben nur noch drei ETF übrig:

ETF ISIN TER Domizil Größe (Mio.)
HSBC MSCI Emerging Markets UCITS DE000A1JXC94 0,60% Luxemburg 287
iShares MSCI Emerging Markets UCITS IE00B0M63177 0,75% Luxemburg 4.440
UBS-ETF SICAV – MSCI Emerging Markets UCITS LU0480132876 0,45% Irland 280

Ein ETF mit Fondsdomizil in Deutschland, um die Steuereinfachheit zu garantieren, gibt es schon gleich gar nicht. Und das Kriterium Preisgünstigkeit ist hier auch relativ, der günstigste ETF von der UBS hat immer noch eine total expense ratio von 0,45 Prozent, was im Vergleich zu Indexfonds auf den MSCI Europe oder EuroStoxx 50  schon mal eine ordentliche Schippe mehr ist. Aber was nützt das Lamentieren, mangels Alternativen gewinnt der UBS-ETF SICAV MSCI Emerging Markets UCITS den Vergleich und geht in unser Standard-Portfolio ein.

Update, 15.11.2016

Die HSBC hat mittlerweile die Gebühren für ihren ETF um ein Drittel auf jetzt 0,4 Prozent gesenkt und liegt damit bei der Kostenquote sogar leicht vor dem UBS ETF. Ein aktualisierter Vergleich der EM Indexfonds findet sich hier.

 

Disclaimer:

Die ETF-Daten sind der Website JustETF.com entnommen und ohne Gewähr. Die Inhalte dieser Website stellen keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sämtliche Aussagen und Einschätzungen basieren auf der persönlichen Meinung des Autors und sind explizit keine Anlageberatung.

23 Gedanken zu „Der perfekte ETF für Emerging Markets“

  1. Habe mir vor einem Jahren ebenfalls diese Frage gestellt und bin zum gleichen Ergebnis gekommen. Auch für den MSCI World bin ich beim ETF von UBS gelandet. Nicht ideal, weil man ja nicht alle Eier in einen Korb usw. Aber für mich war es die beste Kombination.

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  2. Das Ausfallrisiko bei Indexfonds ist ja recht überschaubar, da sie als Sondervermögen gelten und daher auch bei einer Insolvenz des Anbieters geschützt sind. Insofern ist es aus meiner Sicht auch nicht so dramatisch, mehrere ETFs vom selben Anbieter zu haben. Dennoch schadet ein wenig mehr Diversifikation natürlich nie, wenn man die Auswahl zwischen zwei gleichwertigen ETFs hat.

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    • Hab ich noch nicht analysiert, da ich persönlich bislang in die Regionen ETF investiere statt in das Rundum-Sorglos-Paket MSCI World. Werd ich aber demnächst bestimmt mal nachreichen.

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  3. Hallo, für mich als Anfänger sind Ihre Berichte sehr spannend. Freue mich auch schon auf die Analyse bzgl. eines MSCI World ETFs. Schon in Planung?
    Gruß

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  4. leider sind irgendwie alle ETFs auf emerging markets seit Jahren im negativen Entwicklungbereich und auch Mitte 2015 nochmal ordentlich abgeschmiert. 🙁

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  5. Beim genannten UBS ETF bekomme ich auf onvista einen Ausgabeaufschlag von 5% und eine Rückgabegebühr von 3% angezeigt. Ich dachte bisher, dass bei ETF solche Gebühren generell nicht anfallen? Hab ich da was falsch verstanden?

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  6. Hallo, sehr schöner Blog. Getreu dem Motto „Keep it simple“. Hier steht die Information im Vordergrung.
    Auch ich finde die Konstellation von ETFs und einigen Einzelaktien interessant.
    Kurz ein Kommentar zum HSBC MSCI Emerging Markets UCITS ETF USD… Laut justetf.com hat dieser eine TER von 0,40 %. Woher hattest du deine Daten? Hat sich das zwischenzeitlich geändert? Ansonsten doch durchaus eine Alternative zum favorisierten UBS-ETF SICAV MSCI Emerging Markets UCITS. Zumal mein MSCI World Favorit bereits von UBS ist und der Stoxx Europe 600 von iShares. Ergibt zusammen eigentlich eine schöne Mischung (50 % MSCI World, 20 % Stoxx Europe 600, 30 % Emerging Markets).

    Grüße, Oli

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    • Danke für den Hinweis. Ich hatte die Daten von JustETF, allerdings hat die HSBC vor ein paar Monaten die Gebühren für eine Reihe von Indexfonds gesenkt. Unter anderem auch für den hier erwähnten Emerging Markets ETF, von 0,6 auf 0,4 Prozent. Damit wäre der HSBC Fonds günstiger als das mein bisheriger Favorit von der UBS. Muss den Artikel wohl mal überarbeiten.

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  7. Hallo zusammen. Ich bin auch gerade dabei, ein langfristiges ETF Depot zusammenzustellen mit dem ich möglichst wenig Arbeit haben will. Danke erstmal für die wirklich tolle Recherche. Nun aber gleich mein Problem: Ich will es einfach: Also habe ich zuerst nur an einen World ETF (A0NCFR) gedacht. Dazu zwei Dollar und Euro Corporate Bonds (weil ich in Staatsanleihen weder Sicherheiten noch Rendite sehe, große Unternehmen sind mir deutlich sicherer) z.B. 778928 oder A1H5UN. Nun war ich unsicher wegen der USlastigkeit beim World und habe mal die fünf hier vorgestellten ETFs (America,Pacific,Japan,Europa und EM) im Langzeitchart angeschaut und gestaunt, als ich dann im Vergleich dazu den A0NCFR angeschaut habe. Ich sehe da eigentlich einen weitgehenden Gleichlauf mit geringer outperform des US Marktes aber insgesamt hätte ich wirklich nicht das Gefühl, mit dem World ETF irgend etwas verpasst zu haben. Von der unterirdischen Performance der EMs an dieser Stelle mal ganz abgesehen. Da sehe ich eigentlich gar keinen Sinn, denn wenn dort Entwicklung läuft und Geld verdient wird, sind die großen Player auf jeden Fall ganz vorn dabei. Da muss ich mir die Risikokandidaten der EMs nicht gesondert ins Bett holen.
    Meine Erklärung: Alle Märkte korrellieren heute derart stark, dass der berühmte Schnupfen in den großen Industrieländern keinen unversehrt lässt. Nationale Firmen gibt es praktisch nicht mehr. Alle vagabundieren über den Globus und wo Geld zu verdienen ist, wird es auch verdient.
    Ja, bin ich da nun völlig auf dem Holzweg. Wie seht ihr das? Gibt es doch gute Gründe für das Fünferdepot? Danke schon mal für alle Antworten.

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    • Mit einem Welt-ETF machst du bestimmt nichts grundsätzlich falsch. Letztlich ist für die langfristige Performance sowieso entscheidender, ob du auch wirklich dabei bleibst und nicht in einem Crash panisch verkaufst. Mir persönlich ist der MSCI World tatsächlich zu US-lastig, auch wenn das durch den anhaltenden Aktienboom in den USA in den letzten Jahren ein Vorteil gewesen wäre. Ob das in Zukunft so bleibt, wird man sehen. Mir wird bei den Bewertungsdimensionen im amerikanischen S&P500 aber schwindelig, dagegen ist selbst der DAX noch billig.

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  8. Hallo Teilzeitinvestor,
    danke für Deine Antwort. Es stimmt schon: Der S&P ist richtig teuer und hat den WorldETF deutlich outperformed. Weil ich schon mit einer Mindesthaltedauer von über 15 Jahren plane ist für mich aber die Frage: Wenn die Kurse im S&P fallen, fallen sie dann nicht auch in den anderen Märkten und Indizes? Und da vermute ich: Ja, sie werden im Gleichschritt in den Keller gehen. (Nicht schlimm, dann wird endlich nachgekauft). Ich persönlich glaube nicht, dass es Volkswirtschaften oder Wirtschaftsräume geben wird, die in einer sinkenden Marktphase weltweit im kleine Bereich nach oben gehen werden. Deshalb: Aus meiner Sicht reicht mir ein Welt ETF und einige Ergänzungen im Corp. und Highyield Bereich (die aber auch stark mit den Aktienmärkten korrellieren werden. Frage aber noch zum Abschluss: Gibt es aus deiner Sicht heute überhaupt noch renditebringende Anlagen, die wenig oder gar nicht mit dem Markt korrellieren? Gibts da evtl. einen ETF Tipp??? Danke und schönen Tag.

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  9. Beim Stichwort „renditebringend“ wirds derzeit sehr eng. Daher spricht ja auch jeder von einem Anlagenotstand, niemand weiss mehr wohin mit dem ganzen Geld. Ich hab da leider für mich auch keine befriedigende Lösung, außer ein paar Einzelinvestments in Dividendenaktien. Mit denen hoffe, ich bei einem Crash zumindest weiterhin eine halbwegs stabile Rendite zu bekommen. Das hätte im letzten Crash von 2008 ganz gut geklappt: mit Procter&Gamble, Johnson&Johnson oder Unilever wäre man ganz gut durch das Tief gekommen, bei halbwegs stabilen Dividendenzahlungen. Allerdings sind diese Dividendenaristokraten mitterweile auch extrem teuer geworden, so dass ich da auch vorsichtig geworden bin.

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