Die N26 Kreditkarte als Brandmauer

Ich bin seit 2015 Kunde bei N26 (bzw. Number 26, wie man sich damals noch nannte), aber eher aus Neugier denn aus echtem Bedarf – so richtige Verwendung für das Konto hatte ich bislang noch nicht. Mein DKB Konto mit Visacard deckt alles ab was ich in diesem Bereich brauche: kostenlose Bargeldversorgung weltweit, kostenloser Kreditkarteneinsatz im Euroraum, gut verzinstes Guthabenkonto, und seit kurzem sogar kostenloses Kreditkartenzahlung außerhalb des Euroraums (das war bislang das Alleinstellungsmerkmal von N26). Die N26 Karte war immer nur als Backup mit auf Reisen, für den Fall dass meine DKB-Karte mal abhanden kommt, was zum Glück (noch) nie passiert ist.

Kein Kredit

Denn es ist auch etwas mühsam mit der N26 Mastercard: Sie funktioniert als Debitkarte, d.h. ich muss ich vorher Geld aufladen, um mit der Karte zahlen zu können. Will ich mal spontan etwas für 500 Euro kaufen, habe aber nur noch 400 Euro auf dem Kartenkonto, geht nix mehr. Ich könnte mir zwar einen Dispo einrichten lassen (für Neukunden geht das bis 1.000 EUR angeblich recht problemlos), aber dann zahle ich Dispozinsen wenn ich ins Minus rutsche, während ich bei bei der DKB bis zur monatlichen Abbuchung für die Kartenumsätze einen zinsfreien Kredit erhalte.

Zuviel Kredit

Bei der DKB gibt es allerdings ein anderes Problem: Wenn man das Visa-Kartenkonto als Tagesgeldkonto nutzt, weil es vergleichsweise gut verzinst wird (derzeit noch mit 0,4 Prozent), erhöht sich damit automatisch der Verfügungsrahmen der Kreditkarte. Nehmen wir an ich habe ein Kartenlimit von 1.000 EUR bei der DKB, und zusätzlich 50.000 EUR auf dem Visa Kartenkonto angespart, dann kann ich bis zu 51.000 EUR mit der Visakarte ausgeben, bevor sie gesperrt wird. Es gibt zwar ein paar Sicherheitsmechanismen, z.b. kann pro Tag nur bis zu 1.000 EUR Bargeld mit der Karte abgehoben werden. Aber ganz wohl war mir bei dem Gedanken nie, bei Reisen in exotische Länder die Karte einzusetzen und damit bei Missbrauch Zugriff auf einen so hohen Verfügungsrahmen zuzulassen. Selbst wenn man im Schadensfall versichert ist und das Geld wiederbekommt, macht es schon einen Unterschied ob ein paarhundert Euro im Feuer stehen oder gleich eine mittlere fünfstellige Summe.

Die DKB hatte mir vor ein paar Jahren auf Anfrage geraten, doch einfach eine zweite Karte zu beantragen: eine fürs „Tagesgeld“-Sparen, und eine für den Zahlungsverkehr. Das hat soweit auch gut funktioniert, auch wenn es etwas merkwürdig ist, eine zusätzliche Kreditkarte im Schrank zu haben nur um ein Sparkonto zu nutzen. Mittlerweile hat die DKB das Problem erkannt und bietet seit neuestem ein DKB Visa Tagesgeldkonto an,  was faktisch dasselbe ist wie eine zweite Kreditkarte, nur ohne physische Karte.

Firewall

Eine Grundunsicherheit bleibt: Die Kreditkarte ist mit dem Girokonto verbunden und „lädt“ sich monatlich automatisch wieder auf: Das Kreditkartensaldo wird vom Girokonto abgebucht und damit ist wieder der volle Verfügungsrahmen gegeben.

Also warum nicht einen Schritt weitergehen und die Kreditkarte komplett vom Hauptkonto trennen. Und hier kommt die N26-Mastercard ins Spiel: Den scheinbaren Nachteil, dass die N26-Karte aufgeladen werden muss, kann man damit auch zu seinem Vorteil nutzen. Angeregt durch diesen Artikel nutze ich meine N26-Karte mittlerweile ganz bewusst als Abgrenzung zu meiner Hausbank: Wenn ich im Online-Shop, bei Paypal oder im schummrigen chinesischen Restaurant mit der N26-Karte zahle, gebe ich damit nicht mehr automatisch den Zugriff auf mein Hauptkonto frei, sondern nur noch auf das zwischengeschaltete N26-Konto. Auf dem N26 Konto ist aber nur ein überschaubares Guthaben, das ich ab und an wieder auffülle, und es gibt keine Möglichkeit der Überziehung, da ich keinen Dispo eingerichtet habe. Im schlimmsten Fall, wenn mal wieder ein großer Internetshop gehackt und die Kreditkarteninformationen geklaut wurden, kann man von mir nur den kleinen Guthabenbestand auf dem N26 Konto absaugen, das Hauptkonto bei der Hausbank ist nicht gefährdet.

Kombiniert mit der Echtzeitbenachrichtigung auf dem Handy ist das ein ganz guter Schutz vor Missbrauch. N26 informiert in Sekundenschnelle, wenn etwas von der Karte abgebucht wird, und das klappt erstaunlich gut: Kaum hat man im Supermarkt die Karte durchgezogen, klingelt es auch schon auf dem Handy mit der Benachrichtigung über die Abbuchung. Wenn jemand unauthorisiert die Karte belasten will, erfährt man davon also praktisch ohne Zeitverzug, und kann die Karte sofort sperren lassen. Und im schlimmsten Fall steht nur der kleine Guthabenbetrag auf dem N26-Konto im Feuer.

Kleinvieh

Das ganze funktioniert natürlich nur für kleinere Beträge und Zahlungen. Wenn ich im Ausland einen Mietwagen ausleihen will oder ein Hotel buche, fragt der Vermieter schon mal einen vierstelligen Betrag als Kaution ab. Hier müsste ich dann ein entsprechend hohes Guthaben vorher auf das N26-Konto einzahlen, was die Idee der Brandschutzmauer ein wenig untergräbt. Ganz abgesehen davon, dass Debitkarten wie die N26 Mastercard als Garantie für den Mietwagen oft eh nicht akzeptiert werden, eben weil sie nicht unbegrenzt belastbar sind. Für diesen Fall muss dann doch wieder die gute alte DKB Visa herhalten.

Aber beim Einkauf im Internet ist es beruhigend, wenn der windige Online-Shop nur meine N26 Kartendaten hat und beim nächsten Hackerangriff nicht gleich das Konto meiner Hausbank kompromittiert ist.

6 Gedanken zu „Die N26 Kreditkarte als Brandmauer“

  1. He,

    vielen Dank für den Tipp. Finde ich eine sehr gute Lösung. Haben sonst auch die DKB für alles. (Die erstattet ja jetzt sogar die Gebühren für Auslandszahlungen automatisch.)
    Aber da werde ich das mal bei Gelegenheit ins Auge fassen mit der N26 Kreditkarte.
    Grüße!

    Antworten
  2. Ich nutze auch eine Prepaid-Kreditkarte, weil ich mich damit einfach wohler fühle. Habe bis vor einigen Monaten ebenfalls bei N26 ein Konto gehabt und mir das einmal angeschaut – am praktischsten fand ich die Ein-/Auszahlmöglichkeiten im Supermarkt.

    Dennoch bleibe ich mit meiner Kreditkarte lieber bei der Comdirect und bin dort sehr zufrieden. Gerade bei meiner Bank habe ich es lieber etwas seriöser und nicht so kurzlebig wie es teilweise bei N26 zugeht. Zumal dort auch erst kürzlich gravierende Sicherheitslücken aufgedeckt wurden (https://heise.de/-3582313).

    Antworten
  3. Ich nutze N26 als mein Haupt-Haushaltskonto und bin super begeistert. Banking wird da einfach neu gedacht und die Geschwindigkeit, mit der man neue Features an die Rampe schiebt ist wirklich beängstigend für jede Bank. Trotzdem: Ich teile die Bedenken! Noch gibt es bei mir eine mentale Sperre um N26 tatsächlich als Hauptkonto fürs Gehalt zu nutzen.

    Antworten
  4. Ich mache das mit der Firewall genauso wie du, auf dem Kreditkartenkonto der DKB liegen immer nur ein paar Euro als Reserve. Allerdings vermute ich das die neue Trennung zwischen Aktivkunden und „den anderen“ nicht der letzte Schritt der DKB sein wird den Kunden zur Nutzung der DKB als Gehaltskonto zu bewegen.
    Ein weiteres tolles neues Feature bei der DKB ist das du als Aktivkunde jetzt auch im Ausland ohne Fremdwähungsgebühren bezahlen kannst.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar