Kostspielige Sachdividenden bei Xerox

Ich sollte öfters mal mein Depot kontrollieren. Also nicht meine Google Docs Übersicht, sondern das echte Depot bei der Bank. Bin nämlich seit Januar stolzer Besitzer von Aktien der Firma Conduent. Condu-was? Genau, nie gehört, ist aber auf einmal in meinem Depot vorhanden. Des Rätsels Lösung: Xerox, eine Depotleiche aus Dot.com Zeiten in meinem Portfolio, hat sich vemehrt, bzw. gespalten. Die einen machen weiterhin Drucker und heissen immer noch Xerox, die neuen Kids on the Block machen „business process outsourcing“ und hören auf den schicken Namen Conduent (das ist wie mit den Wandervögeln, die einen wollen jetzt nur noch wandern…).

Eigentlich eine triviale Geschichte und ein Nullsummenspiel: Statt 1.000 EUR Anteilen an einer Firma hat man jetzt 700 EUR Anteil an der Ursprungsfirma, die jetzt ohne die Abspaltung natürlich weniger wert ist, und 300 EUR an der neuen Ausgründung, macht also immer noch 1.000 EUR. Nichts gewonnen und nichts verloren, keiner zu Schaden gekommen. Wenns gut läuft entwickeln sich beide Firmen unabhängig voneinander besser als vorher zusammen, das wird die Zukunft zeigen.

Zwei Stück Torte

Spannend ist allerdings die Sichtweise des deutschen Fiskus: Weil die Anteile der neuen Firma an die Aktionäre verteilt wurden, gilt das steuerlich als Sachdividende und ist eine steuerpflichtige Einnahme. Man muss sich das mal bildlich vorstellen: Das ist ungefähr so als wenn ich einen Torte habe und die in zwei Teile teile, und das Finanzamt dann sagt: jetzt hast du ja zwei Stück Torte und damit eins mehr als vorher, also einen geldwerten Vorteil, bitte das zweite Stück versteuern.

Aufgefallen ist mir die ganze Geschichte erst dadurch, dass die Dividendenzahlung von Daimler dieses Jahr geringer ausgefallen ist als letztes Jahr. Daimler hat die Dividende zwar stabil gehalten, aber dieses Jahr war mein Freibetrag für die Kapitalertragssteuer dank der „Sachdividende“ von Xerox schon zu einem großen Teil ausgeschöpft, so dass effektiv weniger auf meinem Konto ankam.

Einziger Trost: die Kursentwicklung bei Xerox und Conduent war bislang ganz erfreulich: Aus 1.000 EUR Xerox Aktien vom 1. Januar sind jetzt 811 EUR in Xerox und 372 EUR in Conduent Aktien geworden, also ein Gewinn von gut 18 Prozent in drei Monaten – diesen Gewinn darf ich dann natürlich auch nochmal versteuern, wenn ich die Aktien später verkaufe.

4 Gedanken zu „Kostspielige Sachdividenden bei Xerox“

  1. Ich war in derselben Situation. Allerdings wurden die Conduent Aktien von meiner Depotbank zunächst (unrichtig) mit Anschaffungspreis Null ins Depot eingebucht, was im Ergebnis dazu geführt hätte, dass Kurs stets gleich Kursgewinn gewesen wäre. Es wäre also doppelt Kapitalertragsteuer zu zahlen gewesen: 1. bei Einbuchung im Januar 2017 als ausländische Sachdividende und 2. bei einem späteren Verkauf auf den gesamten Verkaufserlös für die Conduent Aktien (Erlös = Gewinn).

    Erst nach Rücksprache mit einem Steuerberater und Nachfragen bei der Bank, wurde der Anschaffungspreis für die Conduent-Aktien nachträglich von Null Euro auf den Betrag der Bruttodividende erhöht. Nun bleibt bei einem späteren Verkauf noch die Differenz zwischen der schon versteuerter Bruttodividende (= Anschaffungskosten) und Verkaufserlös steuerlich relevant.

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  2. Wenn ich das richtig verstanden habe, hast Du dem Finanzamt die Abgeltungssteuer für 300€ (Beispiel oben) zinslos geliehen. Das ist natürlich ärgerlich und kann bei höheren Summen zu Problemen mit der Liquidität führen. Du bekommst das Geld dann zurück, wenn Du Xerox verkaufst, weil hier als Einstandspreis immer noch die 1000€ stehen. Für Langfristanleger ist das blöd. Ich hatte das in einem anderen Fall so gelöst, das ich geschickt verkauft und wieder zurückgekauft habe.

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    • Nein, die Xerox-Aktien waren noch aus der Zeit vor der Abgeltungssteuer, d.h. beim Verkauf werden für mich gar keine Steuern fällig. Insofern war diese Sachdividendenbesteuerung für mich ein echter finanzieller Nachteil und nicht nur ein zinsloses Darlehen an das Finanzamt.

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