Verkauf: Lufthansa

Huch, steht hier nicht immer was von Buy-and-Hold? Und jetzt verkauft der Teilzeitinvestor auf einmal seine Aktien? Nun, das ist die erste Konsequenz meines letzten Artikels, in dem es unter anderem um Stop Loss Kurse ging. Ich hatte für einige Aktien im Depot, bei denen ich fundamental nicht mehr so richtig überzeugt war, einen trailing stop loss gesetzt. Dieser wurde bei Lufthansa jetzt gerissen und die Aktien sind aus meinem Depot ..äh… geflogen*.

Lufthansa ist ein gutes Beispiel dafür, wie es einem Buy-and-Hold Investor auf lange Sicht ergehen kann. Ich bin bei Lufthansa vor knapp 10 Jahren zum Kurs von 10,50 Euro eingestiegen, weil der Aktienwert von Lufthansa geringer war als der Wert der eigenen Flugzeugflotte. Und das bei einem profitablen Unternehmen. Ich bin damals noch häufiger selbst beruflich geflogen und kannte daher die Monopolpreise, die Lufthansa auf einigen Strecken aufgerufen hat. Alles in allem also eigentlich ein narrensicheres Investment, der Kurs musste geradezu zwangsläufig durchstarten, the sky is the limit. Dazu gab es als Sahnehäubchen noch eine schöne Dividenden obendrauf.

Nun, narrensicher ist leider nichts an der Börse, und bei Fluggesellschaften schon mal gar nicht. Warren Buffett nannte Airline-Aktien gar einmal death traps for investors. Mittlerweile hat Buffett seine Einschätzung zwar revidiert und selber kräftig in Fluglinien investiert, aber es bleibt ein sehr volatiles Geschäft, bei dem man eine Menge Risiken an Bord hat. Steigende Ölpreise, Dauerstreiks, Terroranschläge, Konjunktureinbruch – es gibt eine ganze Reihe unkalkulierbarer Ereignisse, die Fluglinien ins Schlingern geraten lassen.

Die schöne Dividende wurde von Lufhansa in den Jahren nach 2008 mehrfach gestrichen, und der Kurs ging auf bis zu 8,21 Euro runter, was gut 20 Prozent Verlust für mich bedeutete. In der Folge bekam der Kurs zwar wieder spürbar Aufwind, pendelte aber über die Jahre immer wieder hin und zurück. Zwischenzeitlich hatte ich meinen Einsatz fast verdoppelt, um dann Ende 2016 wieder beim Kurs von unter 10 Euro in den Miesen zu landen.

Ab 2017 ging es dann auf einmal in ungeahnte Höhen für die Lufhansa, in der Spitze hatte ich meinen Einstand fast verdreifacht bei einem Kurs von über 31 Euro. Aber seit Jahresbeginn ist die Aktie dann in einen kontinuerlichen Sinkflug übergegangen und verliert Stück für Stück an Wert. Ich wollte nicht schon wieder mit ansehen wie all die schönen Gewinne sich in Luft auflösen und habe dann im August einen dynamischen Stop Loss bei 20,49 EUR gesetzt, knapp 15 Prozent unterhalb des damaligen Kurses.

Das dynamische an dem Stop Loss hat insofern ganz gut geklappt, dass der Stop Loss bei einem Zwischenhoch der Aktie kurz mit nach oben gezogen ist, um dann beim erneuten Absturz Ende September bei 21 Euro ausgelöst zu werden.  Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass ich beim direkten Verkauf im August ohne Stop Loss besser abgeschnitten hätte, damals stand der Kurs bei 23,46.

Mittlerweile ist Lufhansa auf unter 19 Euro abgesackt. Insofern war der Verkauf Stand heute schon mal eine richtige Entscheidung. Ob ich das rückblickend in zwei oder zehn Jahren auch noch so sehe, wird sich zeigen. Wenn Lufthansa noch weiter nach unten durchsackt, würde ich sie vielleicht sogar irgendwann wieder auf meine Kaufliste setzen. Einen entscheidenden Vorteil habe ich aber aus der Hand gegeben: Lufthansa gehörte zu meinem Abgeltungssteuerdepot. Da ich die Aktien vor 2009 gekauft habe, war der jetzt realisierte Kursgewinn steuerfrei. Wenn ich irgendwann wieder bei der Lufhansa als Aktionär einchecke, ist dieser Steuervorteil jetzt up up and away.

 

* Wer alle Flugzeug-Metaphern im Text findet, bekommt einen Keks

 

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5 Gedanken zu „Verkauf: Lufthansa“

  1. Hallo TZInvestor,

    …ich finde, du hast hier eine sehr vernünftige Entscheidung getroffen. Und, ich hätte es wohl auch so gemacht, war aber bei div. deutschen „BlueChips“ schon etwas früher dran. Gemeinsam haben wir die Kaufzeitpunkte. Seinerzeit, nach der Lehman-Pleite, als die Kurse weltweit in’s Bodenlose fielen, wohnte ich dem Vortrag eines Bankers alter Schule (zu einem ganz anderen Thema…) bei. Er war damals Mitte 60, kurz vorm Ruhestand und äußerste damals die ganz persönliche Ansicht, dass es „eine ganz, ganz seltene Gelegenheit sei, Unternehmen wir BASF (damals um 20 Euro!), Daimler, Lufthansa usw. unter oder nah ihrem Buchwert zu bekommen.“ Dies erschien mir, im Lichte meiner persönlichen Erfahrungen und im Lichte historischer Crash’s, logisch und ich stopfte mir das Depot voll. Anmerken muß ich vielleicht, daß ich persönlich meine ersten Aktien (3 Siemens-Anteilscheine) im Sommer 1987 (Azubi im 2. Jahr) kaufte und mein sauer verdientes Geld im Oktober 1987 schon fast wieder verloren glaubte. Nach den also persönlich er- und durchlebten Phasen Okt. 1987, Asienkrise 1997, DotCom-Crash 2000/2001 und schlussendlich Lehman 2008 setzte sich bei mir die Erkenntnis fest, daß an Gewinnmitnahmen tatsächlich noch niemand gestorben sei und verkaufte die in 2008/2009 erworbenen Bestände im letzten Jahr komplett. Auch, da ich kein Freund des gerade immer und überall und gebetsmühlenartig proklamierten und m.E. schon fast gefährlich pauschalisierten „Buy&Hold“ bin.

    Viele Grüße
    Matthias

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    • Glückwünsch, dass du schon etwas früher dran warst, ich hätte rückwirkend natürlich auch gerne den Stop Loss schon gesetzt, als Lufthansa noch ein Drittel höher stand. Ich hab allerdings (noch) nicht bei allen DAX-Werten die Reissleine gezogen. Bei einer Daimler, die die letzten Jahre sehr ordentliche Dividenden gezahlt hat und es auf absehbare Zeit auch weiter tut, kann ich es locker verschmerzen, wenn der Kurs mal für ein paar Jahre nicht von der Stelle kommt.

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