Update 2024: Der perfekte Indexfonds für Emerging Markets

Knapp acht Jahre ist der letzte Artikel zu Emerging Markets ETF auf diesem Blog alt. Da sollte man annehmen, dass in der Zwischenzeit etwas Bewegung in den Markt gekommen ist, vor allem, weil ich Fondsanbieter Vanguard im letzten Artikel noch gar nicht berücksichtigt hatte.

Worum geht es: Wir suchen einen Schwellenländer-ETF, der den MSCI Emerging Markets abbildet und die folgenden Merkmale hat:

  • ausschüttend
  • replizierend
  • steuereinfach

Vor acht Jahren gab es gerade mal drei Anbieter, die diese Kriterien erfüllt haben. Wirft man heute die Suche bei JustETF an, sind zwei neue dazugekommen:

Fondsname ISIN Fondsgröße TER Domizil Replikation
iShares MSCI EM UCITS ETF (Dist) IE00B0M63177 4.159 0,18% Irland Sampling
HSBC MSCI Emerging Markets UCITS ETF USD IE00B5SSQT16 1.852 0,15% Irland Sampling
UBS ETF (LU) MSCI Emerging Markets UCITS ETF (USD) A-dis LU0480132876 1.428 0,18% Luxemburg Sampling
Amundi Index MSCI Emerging Markets UCITS ETF DR EUR (D) LU1737652583 444 0,20% Luxemburg vollständig
Xtrackers MSCI Emerging Markets UCITS ETF 1D IE000GWA2J58 187 0,18% Irland vollständig

Die beiden neu hinzugekommenen ETF von Amundi und Xtrackers bieten sogar eine vollständige Replikation, d.h. sie investieren physisch in alle 1400 Unternehmen des Index. Das gab es vorher noch nicht: Die älteren Fonds von HSBC, UBS und iShares machen nur „optimiertes Sampling“, was konkret heisst, dass nur eine repräsentative Auswahl der Werte in echt gekauft wird. Gerade bei kleinen und schwer zugänglichen Märkten in den Schwellenländern ist das ein nicht unübliches Vorgehen, um Kosten zu sparen.

Billiger

A propos Kosten: die sind in den letzten Jahren auf ganzer Breite zurückgegangen. Mein bisheriger Favorit von der UBS hat die Kosten von damals 0,45% auf jetzt 0,18% mehr als halbiert. Noch deutlicher ist die Reduzierung bei iShares: 2016 wollte iShares noch 0,75% Gebühren, jetzt sind es mit 0,18% weniger als ein Viertel davon. Nach heutigem Stand wäre daher entweder der iShares mit dem größten Fondsvolumen, oder der nochmal etwas günstere HSBC Fonds meine erste Wahl.

Indexunterschiede

Allerdings gibt es da ja noch was von Ratiopharm Vanguard: Wie immer kocht Vanguard sein eigenes Indexsüppchen und setzt nicht auf den MSCI Emerging Markets, sondern auf den (vermutlich kostengünstigeren) FTSE Emerging Index. Beide Indizes sind sehr ähnlich und decken 24 Schwellenländer ab, der FTSE mit über 2.000 Unternehmen, der MSCI mit gut 1.400 Firmen. Die Länderauswahl ist im Detail aber etwas unterschiedlich. Exklusiv im FTSE gibt es Pakistan, Rumänien und Island, dafür enthält der MSCI die Länder Peru und Polen. In der Praxis macht das kaum einen Unterschied: Peru und Polen machen zusammen nur 1,1% der Aktien im MSCI aus, die Ländern Island, Pakistan und Rumänien im FTSE insgesamt nur 0,2 Prozent – das sind in der Gesamtperformance also nur Rundungsdifferenzen.

Etwas dramatischer ist allerdings die unterschiedliche Behandung von Südkorea – bei MSCI ist das Land in den Schwellenländern enthalten, im FTSE nicht. Südkorea macht immerhin 12% des MSCI Indexes aus, und mit Samsung ist auch das zweitgrößte Unternehmen im Index aus Südkorea. Bei FTSE wird Südkorea im Asien-ETF abgedeckt, was mir aus dem Bauch heraus auch mehr Sinn macht. Am Ende ist das eine akademische Diskussion, es ist aber wichtig, sich hier für eine Variante zu entscheiden: Wer für Asien einen MSCI Fonds kauft und für Emerging Markets einen auf den FTSE Index, hat am Ende Südkorea gar nicht in seinem Depot abgedeckt. Andersrum – FTSE für Asien und MSCI für Schwellenländer – hätte man Südkorea doppelt stark gewichtet.

Schaut man sich die Zahlen zum Vanguard Fonds an, stellt man überraschenderweise fest, dass Vanguard hier mal nicht Preisführer ist:

Fondsname ISIN Fondsgröße TER Domizil Replikation
Vanguard FTSE Emerging Markets UCITS ETF Distributing IE00B3VVMM84 2.071 0,22% Irland Sampling

Mit 0,22% Kostenquote liegt der vermeintliche Preisbrecher am oberen Ende der Skala. Und das, obwohl Vanguard nur optimiertes Sampling und keine aufwändige vollständige Replikation betreibt. Wobei man sagen muss, dass die Unterschiede hier im Promillebereich sind. Bei 10.000 Euro Anlagesumme beträgt die jährliche Kostendifferenz zwischen Vanguard und dem günstigsten ETF von HSBC gerade 7 Euro. Insofern entscheide ich mich, trotz der leicht schlechteren Werte, auch bei den Emerging Markets für den Fonds von Vanguard, einfach weil er besser zum Vanguard Asien-ETF in meinem Depot passt.

China in your hand

Viel entscheidender als ein paar Promille Kostenunterschied oder richtigem Indexanbieter ist bei den Schwellenländern die Frage, wie es mit China weitergeht. China ist zwar die zweitgrößte Volkswirtschaft nach den USA, wird aber nach wie vor den Schwellenländern zugerechnet. Hier ist es mit weitem Abstand der größte Faktor: im MSCI Emerging Markets Index machen chinesische Unternehmen ein Viertel des Wertes aus, bei FTSE sogar über 27 Prozent. Rechnet man Taiwan hinzu, wie es die chinesische Staatsführung gerne machen würde, käme man sogar auf 43% bzw. 49% Anteil. Das ist nicht nur ein erhebliches Klumpenrisiko, falls die Spannungen zwischen China und Taiwan mal eskalieren.

Was ich mindestens ebenso bedenklich finde ist, dass der chinesische Aktienmarkt alles andere als transparent ist. Bestimmte Aktien sind für Ausländer gar nicht handelbar, daher wird mit abenteurerlichen Konstruktionen über Briefkastenfirmen auf den Cayman Island gearbeitet (über sogenannte VIE shares). Man kauft also nicht echte Anteile der chinesische Unternehmen, sondern eine Mantelfirma, die per Vertrag Ansprüche auf Gewinne der chinesischen Firma hat. Es gibt zwar auch Unternehmen, von denen „echte“ Aktien handelbar sind (in der Regel in Hong Kong gelistete H-Shares, selten auch auf dem Festland gelistete A- oder B-Shares). Aber gerade die größten chinesischen Unternehmen wie Alibaba oder Tencent sind bei Vanguard & Co nur als VIE-Konstrukt und nicht als echte Anteile enthalten.

Fonds- und Indexanbieter haben auf diese Vorbehalte reagiert, es gibt beispielsweise von MSCI einen Emerging Markets Ex China Index ohne Chinaaktien, entsprechende ETF gibt es von Amundi, iShares und UBS. Allerdings schließt man hiermit die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt aus deinem Portfolio aus, nicht nur was die Risiken angeht, sondern natürlich auch die Chancen.

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