Festgeld anlegen bei steigenden Zinsen

Nachdem ich vor einem halben Jahr noch darüber philosophiert habe, wie man als Anleger mit drohenden Strafzinsen umgehen soll, hat sich das Blatt mittlerweile komplett gedreht: Strafzinsen sind vom Tisch, und die Banken zahlen mittlerweile wieder Guthabenzinsen im Prozent- und nicht mehr Promillebereich. Für Anleger sind das gute Nachrichten, bringt aber auch die Frage mit sich, wie ich mein Geld jetzt am besten anlegen sollte: Tagesgeld, Festgeld mit kurzer Laufzeit, oder längerfristige Festgeldanlagen?

Tagesgeld wird zwar wieder verzinst. Wenn man auf deutsche Einlagensicherung besteht und Lockangebote mit kurzfristigem „Bonuszins“ außen vor lässt, liegt die Rendite aber immer noch unter einem Prozent. Im Vergleich dazu haben sich die Zinsen für Festgeld erheblich besser entwickelt. Relevant sind im Moment vor allem Laufzeiten von 12 bis 24 Monaten, die mit deutscher Einlagensicherung zwischen zwei und dreieinhalb Prozent abwerfen. Ein noch längerer Anlagezeitraum steigert den Zinssatz nur noch marginal, und bindet das angelegte Geld unnötig lange.

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Jahresrückblick 2021

Die (virtuellen) Silvesterraketen sind schon lange verraucht, höchste Zeit also für den Rückblick auf das Jahr 2021. Was lief gut beim teilzeitinvestieren, und was weniger gut im zweiten pandemischen Jahr?

Auch 2021 blieb der große Crash aus, den ich jetzt schon seit einem  halben Jahrzehnt erwarte. Langsam sollte ich schlauer werden, aber auch diesmal war ich sehr zurückhaltend bei Zukäufen.

Einzelwerte

An Einzelwerten habe ich nur einziges Mal zugegriffen, und dann auch gleich daneben. Nachdem Anfang des Jahres die Wallstreetbets um Gamestop und AMC heißliefen, wollte ich auch mal bei einem Meme-Stock dabei sein und bin in Silber eingestiegen. Genau genommen in den iShares Physical Silver ETC (A1KWPR), was natürlich ein kompletter Reinfall war: Gekauft bei knapp 24 Euro, ist der Kurs schnell unter die 20 Euro Marke gerutscht. Ich hab dann bei 19 Euro nochmal nachgekauft, denn warum sollte man schlechtem Geld nicht gutes hinterherwerfen. Der Kurs kommt seit dem nicht richtig vom Fleck, geht aber auch nicht weiter südwärts. In Anbetracht der aktuellen Inflationsdynamik ist ein wenig Silber im Depot aber sicher nicht die schlechteste Idee.

Beste Aktie 2021

Buy and Hold zahlt sich ja doch manchmal aus: Beste Aktie im vergangenen Jahr war CVS Health, dort bin ich vor vier Jahren eingestiegen und hatte 2018 nochmal aufgestockt. CVS war als Dividend Growth Aktie gedacht, also ein Wert dessen Dividende kontinuierlich steigt. Das hat sich leider nur so mittel bestätigt, denn kurz nach meinem Einstieg entschied sich CVS, groß beim Krankenversicherer Aetna einzusteigen und sich bis an die Halskrause zu verschulden. Die Dividende hat man daher erstmal bis auf weiteres eingefroren. Auch der Kursverlauf war seitdem ziemlich wechselhaft, zwischenzeitlich war ich hier tiefrot im Minus. 2021 aber war ein gutes Jahr für CVS, Ende Dezember stand die Aktie in Euro gerechnet über 60 Prozent im Plus. Mein Plus ist nicht ganz so hoch weil mein Einstieg höher lag als der Kurs zu Beginn des Jahres. Dafür gabs jedes Jahr seit Kauf eine zumindest stabile ordentliche Dividende, daher kein Grund zur Klage.

Schlechteste Aktie 2021

Nicht ganz so gut lief neben meinem Silber auch Fresenius Medical Care: Auf 12-Monats-Sicht steht die Aktie stattliche 18 Prozent im Minus. FMC hat eigentlich ein krisensicheres Geschäft mit chronisch kranken Dialysepatienten. Allerdings ist das Geschäft nicht pandemiesicher: Dialysepatienten sind im Schnitt alt und medizinisch vorbelastet, daher hat Corona hier besonders heftig zugeschlagen und für viele Todesfälle gesorgt. Tote Patienten bringen aber keinen Umsatz, was bei FMC voll durchgeschlagen ist.

Indexfonds

Außer dem Wertpapiersparplan auf den Stoxx Europe 600, der das ganze Jahr über durch lief, habe ich mein ETF Portfolio nicht erweiter – der Crash steht ja bekanntlich unmittelbar bevor, Sie wissen schon…

Zu den Dividendenrenditen der Indexfonds wird es in den kommenden Tagen wie üblich hier noch einen detaillierten Jahresendauswertung geben.

Festgeld und Tagesgeld

Mein Festgeld liegt bei der akf Bank und der NIBC – beide zahlen zwar auch nur noch mikroskopische Zinsen, aber erheben wenigstens kein „Verwahrentgelt“. Zu Strategien gehen Strafzinsen hatte ich hier was geschrieben. Ich befürchte aber, das Thema Negativzinsen wird sich demnächst eh erledigt haben, wenn die Inflation weiter anzieht und die Notenbanken reagieren müssen. Länger als 24 Monate würde ich mein Festgeld daher nicht anlegen, und das auch nur mit einer Festgeldleiter.

Gesamtperformance

Mein Net Worth ist 2021 um fast zwölf Prozent gestiegen. Darin sind nicht nur Kurssteigerungen, Zinsen und Dividenden enthalten, sondern auch zusätzlich angespartes Geld. Der Anstieg ist umso bemerkenswerter, weil ich 2020 meine Arbeitszeit reduziert habe und 2021 das erste volle Jahr mit vermindertem Gehalt war.

Blog

Nur für vier Artikel hat es 2021 gereicht, das sind nochmal fünfzig Prozent weniger als im Vorjahr. Wenn das so weitergeht, gibts demnächst hier nur noch einmal im Jahr den Jahresrückblick zu lesen. Aber mal schauen, 2022 kann spannend werden: Inflation, vielleicht doch endlich mal ein Crash, da gäbe es dann auch wieder was zu schreiben.

Allen Lesern vielen Dank für die Aufmerksamkeit, und für 2022 Glück, Gesundheit und reichlich Zinsen und Dividenden!

Strategien gegen Strafzinsen

Strafzinsen

Negativzinsen auf Ersparnisse bei der Bank sind schon seit einiger Zeit in den Schlagzeilen. Waren es anfangs eher obskure Institute wie die Deutsche Skatbank, die Strafzinsen für Guthaben eingeführt haben, und betraf das auch zunächst nur große Guthaben ab 100.000 Euro aufwärts, kommen Negativzinsen mittlerweile auch bei Otto-Normalsparer an. Die Direktbank ING, früher durch solide Zinsen auf’s „Extrakonto“ gerade bei Kleinsparern beliebt, führt ab November ab einem Betrag von 50.000 Euro Negativzinsen ein.  Auch die Commerzbank verlangt ab diesem Monat 0,5 Prozent „Verwahrentgelt“ für Einlagen ab 50.000 Euro. Die Postbank fängt sogar schon bei 25.000 Euro Tagesgeld an, Strafzinsen zu kassieren.

Wer sein Geld bislang nicht bereits komplett  in Aktien gesteckt hat, und zumindest einen Teil des Ersparten als Barrreserve auf dem Tagesgeldkonto hat, kommt also schon schnell in Regionen, in denen Strafzinsen relevant werden. Ich gehe davon aus, dass die Grenze noch weiter nach unten in Richtung 10.000 Euro gehen wird, und es kaum noch Institute geben wird, die überhaupt keine Verwahrentgelte kassieren.

Was kann man also tun? Gehen wir mal von zwei Szenarien aus:

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2020 – der Jahresrückblick

Auch in diesem sehr speziellen Jahr wieder ein Rückblick auf die letzten zwölf Monate Teilzeitinvestieren.

Der große Crash, auf den ich jetzt schon seit vielen Jahren warte, schien „dank“ Corona dieses Jahr tatsächlich zu passieren. Im März rauschten die Börsen weltweit in den Keller. Ich war allerdings skeptisch, ob das schon alles gewesen sein kann, und hab leider nur sehr begrenzt zugekauft.  Mittlerweile sind wir schon wieder bei Allzeithochs in den USA und im DAX (bei letzterem allerdings nur dank der enhaltenen Dividenden). Ich trau dem Braten immer noch nicht, habe aber zumindest meinen ETF-Sparplan das Jahr über brav weiterlaufen lassen.

Aktien

An Einzelaktien habe ich dieses Jahr genau einen Kauf getätigt, und zwar exakt dieselbe Aktie wie im letzten Jahr: Walgreens Boots Alliance, ein Dividendenaristokrat, der in den letzten Jahren arg unter die Räder gekommen ist. Besonders glücklich war das nicht, vom vermeintlich günstigen Nachkaufkurs von 34,40 Euro ist die Aktie aktuell nochmal fünf Prozent gefallen, und das bei mittlerweile wieder Rekordständen im S&P 500. Zumindest steigt die Dividende weiter langsam an und wird in schöner Regelmäßigkeit jedes Quartal überwiesen. Aber mit Apple, Tesla und Co. wäre ich dieses Jahr eindeutig glücklicher geworden.

Beste Aktie 2020

Amazon und Netflix besitze ich nicht, aber einen Corona-Profiteur habe ich im Depot: Deutsche Post AG ist dieses Jahr knapp 20 Prozent gestiegen. Da ich die Aktie schon lange im Depot habe, liege ich insgesamt fast 200 Prozent im Plus, die regelmäßig ausgeschütteten Dividenden nicht mit eingerechnet. Hier hat sich Buy and Hold mal ausgezahlt.

Schlechteste Aktie 2020

Lufthansa habe ich durch mein Stop-Loss Experiment zum Glück vor der Corona-Panik verkauft. Daher war die schlechteste Aktie 2020 interessanterweise das Unternehmen, das 2019 noch am besten performt hatte: Xerox Corp, eine Depotleiche aus Dot-Com Zeiten. 2019 war Xerox 80 Prozent in die Höhe geschossen, dieses Jahr ging es dann im Corona-Crash über 60 Prozent südwärts, mittlerweile hat sich Xerox wieder etwas berappelt, liegt aber immer noch auf Jahresbasis über 40 Prozent im Minus. Warum das auf und ab, kann ich nicht sagen, ich hab die Aktie nur noch aus Folklore im Depot. Vermutlich braucht man seit Corona weniger Drucker.

Indexfonds

2020 bin ich bei meinem Brot-und-Butter ETF auf den Stoxx Europe 600 vom Anbieter iShares auf Vanguard umgestiegen. Diesen ETF habe ich durchgängig per Sparplan bespart und im Januar die Rate sogar etwas erhöht.

Im Crash-März habe ich eine größere Position in Vanguards Asien-ETF  gesteckt. Das war ganz schlau und hat Stand heute gut zwölf Prozent Plus gebracht, exklusive Dividendenzahlung. Vom US Markt habe ich mich weiterhin ferngehalten, weil ich das Bewertungsniveau dort nach wie vor für absolut übertrieben halte, aber das sage ich schon seit Jahren, und habe damit leider viele sehr gute Börsenjahre verschenkt. Aber wer weiss was 2021 passiert, abgerechnet wird am Schluss.

Zu den Dividendenrenditen der Indexfonds wird es Anfang Januar wie üblich hier noch einen detaillierten Jahresendauswertung geben.

Festgeld und Tagesgeld

Zinsen gibt es praktisch nicht mehr, Anbieter wie Moneyou, die sich in der Vergangenheit auf Tagesgeld & Co. spezialisiert hatten, streichen ihr Angebot komplett.

Mit der akf Bank habe ich dieses Jahr noch einen Festgeldanbieter aufgetrieben, der bei deutscher Einlagensicherung zumindest 0,75 Prozent auf zwei Jahre bezahlt hat, mittlerweile sind die Konditionen hier auch weiter nach unten gegangen. Reich wird man damit nicht, selbst die Inflation gleicht das kaum aus. Aber besser als null Prozent oder gar Minuszinsen, wie sie jetzt sogar die Ing Diba einführen will.

Gesamtperformance

Mein Net Worth ist 2020 um knapp zehn Prozent gestiegen. Nicht ganz so stark wie 2019, aber bei Zinsen am Nullpunkt und zwischenzeitlichem Minicrash an den Börsen immer noch ganz ok. Wobei hier nicht nur Kurssteigerungen, Zinsen und Dividenden eingeflossen sind, sondern auch zusätzlich angespartes Geld, von dem aufgrund einer Sonderzahlung dieses Jahr etwas mehr übrig war. Der Aktienanteil liegt bei 36 Prozent, zwei Prozent höher als noch 2019.

Blog

Immerhin acht Artikel habe ich dieses Jahr geschrieben, diesen nicht eingerechnet. Eine fulminante Steigerung von 100 Prozent im Vergleich zu 2019, aber ehrlich gesagt deutlich weniger als ich mir für dieses Jahr vorgenommen hatte.

Ganz gut hat sich mein Twitter-Kanal entwickelt: Mit über 1.000 Followern gelte ich da jetzt offiziell als Micro-Influenzer, und kann da demnächst vermutlich lukrativ Heizdecken und Proteinshakes bewerben.

Um mir DSGVO-technisch keinen Stress zu machen, habe ich Cookies und Tracking hier im Blog komplett rausgeschmissen. Da ich keine Werbung schalte brauche ich den Analytics-Kram auch nicht, allerdings habe ich dadurch auch keine Rückmeldung mehr darüber, wieviele Leute hier eigentlich mitlesen. Umso netter, wenn ab und zu Feedback in Form von Kommentaren zurückkommt, vielen Dank dafür.

Allen Lesern vielen Dank für die Aufmerksamkeit, einen guten Rutsch ins neue Jahr, und für 2021 weniger Corona, weniger Trump und dafür mehr Zinsen und Dividenden!

Update: Der perfekte ETF auf europäische Aktien

Der Ursprungsartikel zu Indexfonds auf europäische Aktien ist mittlerweile fast fünf Jahre alt. Der damals zum Favoriten erkorene iShares Stoxx Europe 600 ist mittlerweile das Schwergewicht in meinem Depot. Daher ist es an der Zeit mal zu prüfen, ob es mittlerweile nicht noch attraktivere Angebote auf dem Markt gibt.

A New Hope

Zwischenzeitlich hat ETF-Anbieter Vanguard den Markt ziemlich aufgemischt und die ohnehin schon recht günstigen ETF-Konditionen auf breiter Front ins Rutschen gebracht. Für die Asia/Pacific-Region habe ich mich schon für das Vanguard Produkt entschieden. Schauen wir mal, ob Vanguard auch bei Europa-Fonds das Zepter übernehmen kann.

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2017 – der Jahresrückblick

2017

Mittlerweile ist man mit einem Jahresrückblick Mitte Dezember ja schon spät dran, RTL & Co haben die großen „So war 2017“ Shows schon Anfang des Monats gesendet. Daher also auch hier der Rückblick auf die letzten 12 Monate Teilzeitinvestor, obwohl das Jahr noch nicht ganz durch ist. Wenn in den letzten zwei Dezemberwochen noch ein spontaner Aktiencrash kommt, kann ich den Artikel ja immer noch überarbeiten…

Generell war 2017 geprägt vom Zuschauen an der Seitenlinie: Zinsen auf Tiefsständen, Aktien auf Rekordniveau. Keine Anlageklasse hat mich dieses Jahr so richtig überzeugen können, mal von Kryptowährungen abgesehen. Anlagenotstand nennt man das wohl. Aber, der Reihe nach:

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Stop Loss – sinnvoll oder nicht?

stop loss

Der Finanzrocker hat vor einiger Zeit etwas unfreiwillig einen Reibach mit seinen Adidas Aktien gemacht: Sein Stop Loss wurde gezogen, die Aktie hat also einen von ihm vorher festgelegten Wert unterschritten und wurde dann automatisch verkauft. Was mich daran erinnert hat, dass ich früher ein großer Fan von Stop Loss Grenzen war, mittlerweile aber fast vollständig darauf verzichte.

Halten du sollst!

Generell widerspricht das Setzen eines Stop Loss der hier immer wieder postulierten „buy-and-hold“ Strategie. Wenn ich glaube, dass der Aktienmarkt sich auf lange Sicht positiv entwickelt, brauche ich mich um das kurzfristige Auf und Ab der Kurse nicht zu kümmern. Selbst wenn der Markt bei einem Crash mal 40 Prozent einbricht, wird er in the long run wieder zu neuen Höchstständen aufsteigen. Davon kann ich nur profitieren, wenn ich nicht zwischendurch mal ausgestoppt wurde und meine Aktien verkauft habe.

Laufenlassen du musst!

Andererseits kann man mit einem Stop Loss die alte Börsenweisheit umsetzen, Gewinne laufenzulassen und Verluste zu begrenzen.

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