Jahresrückblick 2021

Die (virtuellen) Silvesterraketen sind schon lange verraucht, höchste Zeit also für den Rückblick auf das Jahr 2021. Was lief gut beim teilzeitinvestieren, und was weniger gut im zweiten pandemischen Jahr?

Auch 2021 blieb der große Crash aus, den ich jetzt schon seit einem  halben Jahrzehnt erwarte. Langsam sollte ich schlauer werden, aber auch diesmal war ich sehr zurückhaltend bei Zukäufen.

Einzelwerte

An Einzelwerten habe ich nur einziges Mal zugegriffen, und dann auch gleich daneben. Nachdem Anfang des Jahres die Wallstreetbets um Gamestop und AMC heißliefen, wollte ich auch mal bei einem Meme-Stock dabei sein und bin in Silber eingestiegen. Genau genommen in den iShares Physical Silver ETC (A1KWPR), was natürlich ein kompletter Reinfall war: Gekauft bei knapp 24 Euro, ist der Kurs schnell unter die 20 Euro Marke gerutscht. Ich hab dann bei 19 Euro nochmal nachgekauft, denn warum sollte man schlechtem Geld nicht gutes hinterherwerfen. Der Kurs kommt seit dem nicht richtig vom Fleck, geht aber auch nicht weiter südwärts. In Anbetracht der aktuellen Inflationsdynamik ist ein wenig Silber im Depot aber sicher nicht die schlechteste Idee.

Beste Aktie 2021

Buy and Hold zahlt sich ja doch manchmal aus: Beste Aktie im vergangenen Jahr war CVS Health, dort bin ich vor vier Jahren eingestiegen und hatte 2018 nochmal aufgestockt. CVS war als Dividend Growth Aktie gedacht, also ein Wert dessen Dividende kontinuierlich steigt. Das hat sich leider nur so mittel bestätigt, denn kurz nach meinem Einstieg entschied sich CVS, groß beim Krankenversicherer Aetna einzusteigen und sich bis an die Halskrause zu verschulden. Die Dividende hat man daher erstmal bis auf weiteres eingefroren. Auch der Kursverlauf war seitdem ziemlich wechselhaft, zwischenzeitlich war ich hier tiefrot im Minus. 2021 aber war ein gutes Jahr für CVS, Ende Dezember stand die Aktie in Euro gerechnet über 60 Prozent im Plus. Mein Plus ist nicht ganz so hoch weil mein Einstieg höher lag als der Kurs zu Beginn des Jahres. Dafür gabs jedes Jahr seit Kauf eine zumindest stabile ordentliche Dividende, daher kein Grund zur Klage.

Schlechteste Aktie 2021

Nicht ganz so gut lief neben meinem Silber auch Fresenius Medical Care: Auf 12-Monats-Sicht steht die Aktie stattliche 18 Prozent im Minus. FMC hat eigentlich ein krisensicheres Geschäft mit chronisch kranken Dialysepatienten. Allerdings ist das Geschäft nicht pandemiesicher: Dialysepatienten sind im Schnitt alt und medizinisch vorbelastet, daher hat Corona hier besonders heftig zugeschlagen und für viele Todesfälle gesorgt. Tote Patienten bringen aber keinen Umsatz, was bei FMC voll durchgeschlagen ist.

Indexfonds

Außer dem Wertpapiersparplan auf den Stoxx Europe 600, der das ganze Jahr über durch lief, habe ich mein ETF Portfolio nicht erweiter – der Crash steht ja bekanntlich unmittelbar bevor, Sie wissen schon…

Zu den Dividendenrenditen der Indexfonds wird es in den kommenden Tagen wie üblich hier noch einen detaillierten Jahresendauswertung geben.

Festgeld und Tagesgeld

Mein Festgeld liegt bei der akf Bank und der NIBC – beide zahlen zwar auch nur noch mikroskopische Zinsen, aber erheben wenigstens kein „Verwahrentgelt“. Zu Strategien gehen Strafzinsen hatte ich hier was geschrieben. Ich befürchte aber, das Thema Negativzinsen wird sich demnächst eh erledigt haben, wenn die Inflation weiter anzieht und die Notenbanken reagieren müssen. Länger als 24 Monate würde ich mein Festgeld daher nicht anlegen, und das auch nur mit einer Festgeldleiter.

Gesamtperformance

Mein Net Worth ist 2021 um fast zwölf Prozent gestiegen. Darin sind nicht nur Kurssteigerungen, Zinsen und Dividenden enthalten, sondern auch zusätzlich angespartes Geld. Der Anstieg ist umso bemerkenswerter, weil ich 2020 meine Arbeitszeit reduziert habe und 2021 das erste volle Jahr mit vermindertem Gehalt war.

Blog

Nur für vier Artikel hat es 2021 gereicht, das sind nochmal fünfzig Prozent weniger als im Vorjahr. Wenn das so weitergeht, gibts demnächst hier nur noch einmal im Jahr den Jahresrückblick zu lesen. Aber mal schauen, 2022 kann spannend werden: Inflation, vielleicht doch endlich mal ein Crash, da gäbe es dann auch wieder was zu schreiben.

Allen Lesern vielen Dank für die Aufmerksamkeit, und für 2022 Glück, Gesundheit und reichlich Zinsen und Dividenden!

Jetzt einsteigen oder Puts kaufen?

Mit meiner letzten Prognose lag ich ziemlich richtig: Der Crash ist noch nicht vorbei, die auf heftige Absturztage folgenden rapiden Aufwärtsbewegungen sind immer nur von kurzer Dauer, bis es dann wieder weiter nach unten geht. Im Englischen gibt es für diese kurzzeitigen Aufwärtsbewegungen die schöne Bezeichnung „sucker rally“. Das wird auch noch einige Zeit so weitergehen.

The best worst is yet to come

Ich bin mir mittlerweile sehr sicher, dass wir das schlimmste noch nicht gesehen haben. Vor allem nicht in den USA. In Deutschland und Europa wird nach anfänglichem Zögern mittlerweile sehr konsequent gehandelt, was die Pandemiemaßnahmen angeht. Und die Börsenkurse in Europa sind, obwohl die Fallhöhe im Vergleich zu den USA eh schon deutlich geringer war, mittlerweile auf einem auch in absoluten Zahlen sehr niedrigen Niveau angelangt.

Dem Kurs-Gewinnverhältnis oder der Dividendenrendite sollte man hier keine große Aufmerksamkeit widmen, da die Unternehmen in den nächsten Monaten reihenweise nach ihre Gewinnprognosen streichen werden. Aber unabhängig davon bekommt man den DAX mittlerweile zum Buchwert, was so häufig in der Geschichte noch nicht vorgekommen ist. Der DAX-Kursindex (also ohne Dividenden) ist auf den Stand von vor zehn Jahren angekommen. Das heißt nicht, dass es nicht auch hier nochmal weiter runter gehen kann, aber es ist schon einiges an negativer Entwicklung in den Kursen vorweggenommen.

Ganz anders in den USA: Dort wird erst seit ein paar Tagen so richtig realisiert, welche Auswirkungen das Coronavirus hat. Mittlerweile gibt es auch hier punktuell Ausgangssperren und ähnliche Maßnahmen, aber diese kamen in bezug auf die Infektionszahlen deutlich später als in Europa, und zumindest in der Fläche noch nicht konsequent genug umgesetzt. Was bei einer exponentiellen Entwicklung einer Pandemie sehr schnell einen sehr dramatischen Unterschied machen kann. Alleine in New York gibt es mittlerweile mehr Infizierte als in ganz Frankreich. Die Börsenkurse sind zwar auch in den USA stark gefallen, aber von einem viel höheren Bewertungsniveau, und auch noch nicht so stark wie in Europa. Hier ist also noch sehr viel Luft nach unten.

Puttin‘ on the Dow

Ich habe tatsächlich das erste Mal in meiner Anlegerkarriere überlegt, Optionen zu kaufen, genauer gesagt Put Optionen auf den S&P500 oder wahlweise den Dow. Was mich vor allem davon abhält ist die Tatsache, dass ich von Optionen keine Ahnung habe. Und dass mir als Langfristanleger ein kurzfristiger Tradinggewinn nur bedingt etwas bringt. Abgesehen davon ist es kaum vorherzusagen, wie tief es noch runtergehen wird. Die Trump-Administration wird alles daran setzen, dass die Börse nicht komplett abstürzt, um Trumps Wiederwahl nicht zu gefährden. Und mit ein paarhundert Milliarden US-Dollar Steuergeld kann den Absturz sicher etwas abfedern.

Und irgendwann muss man als Langfristanleger dann ja auch (wieder) einsteigen. Ich hab mir ein mentales Limit gesetzt, ab dem ich erste Positionen beim S&P 500 aufbauen werde. Das ist gar nicht mal so weit vom heutigen Kursstand des S&P 500 entfernt. Der Einstiegszeitpunkt wird vermutlich zu früh sein. Aber selbst wenn wir jetzt erst die Hälfte des Absturzes hinter uns haben, wäre das mit ein paar Nachkäufen zu tieferen Ständen dann keine so schlechte Ausgangsbasis. Denn irgendwann geht’s auch wieder nach oben. Ob das schon dieses Jahr der Fall ist, oder erst nach ein paar Jahren Bärenmarkt, spielt für mich keine so große Rolle.

Ist das jetzt schon der Crash?

Nachdem heutigen Blutbad sind die Börsen weltweit jetzt auch offiziell im „Bärenmarkt“ angekommen, was per Definition ein Rückgang von mehr als zwanzig Prozent vom Höchststand bedeutet. War das jetzt schon der Crash? Oder steht uns das schlimmste noch bevor?

Zu viele Optimisten

Wenn ich als Referenz die beiden anderen großen Börsencrashs heranziehe, die ich selber erlebt habe – die DotCom-Krise um die Jahrtausendwende und die Finanzkrise 2008 – sind wir noch ganz am Anfang der Crashphase. Und zwar gar nicht mal aufgrund der drohenden Corona-Effekte auf die Realwirtschaft. Sondern schlicht, weil immer noch viel zu viele Anleger auf den Wiedereinstieg warten, damit die Kursrally der letzten Jahre weitergehen kann.

Als der Dow Jones am Montag um über 2.000 Punkte abstürzte, rief das am nächsten Tag sofort die Schnäppchenjäger auf den Plan, die den Index direkt wieder um 1.200 Punkte in die Höhe schießen ließen. Niemand will im Moment die Kaufgelegenheiten verpassen, die sich scheinbar bieten. Es würde mich nicht wundern, wenn nach dem heutigen Mini-Crash auch erstmal wieder eine heftige Gegenreaktion erfolgt.

Salamitaktik

Das war in früheren Crashphasen auch so: Es geht nicht in einem Rutsch runter, sondern zwischendurch immer wieder rasant bergauf, weil vermeintliche Kaufgelegenheiten locken, und niemand die Trendwende nach oben verpassen will. Und wenn es dann ein paar Tage später doch wieder weiter runtergeht, kommen die nächsten Käufer, die sich billig eindecken wollen.

Der Tiefpunkt ist erst dann erreicht, wenn es einen regelrechten Käuferstreik gibt, weil sich alle mehrfach die Finger beim zu frühen Wiedereinstieg verbrannt haben. Die Stimmung muss schon komplett im Keller sein, bevor es dann wieder wirklich nachhaltig aufwärts gehen kann. Davon sind wir aber noch weit entfernt.

Das merke ich auch an mir selber: Mir juckt es bei Kursständen von 9 Euro für eine Lufthansa-Aktie schon wieder in den Fingern. Obwohl klar ist, dass 2020 für Airlines rabenschwarzes Jahr wird, und die Coronapanik für viele Unternehmen in der Touristikbranche existenzbedrohend wird.

Auch mit Blick auf die historischen Kennzahlen sind wir von niedrigen Bewertungsständen noch meilenweit entfernt. Zumindest die US-Werte sind immer noch auf schwindelerregendem Niveau. Eine Microsoft, die in den letzten Tagen um ein Viertel eingebrochen ist, steht auf Jahressicht immer noch um über ein Drittel im Plus. Und das Kurs/Gewinnverhältnis ist mit über 27 auch nicht gerade als Schnäppchen zu bezeichnen. Gleiches Bild bei Schwergewicht Apple: Auf Jahressicht ist die Aktie immer noch fünfzig Prozent im Plus, das KGV liegt auch noch bei über 20. Und diese Kurs/Gewinnverhältnisse haben den Einbruch der Firmengewinne, den wir in den nächsten Monaten coronabedingt sehen werden, noch gar nicht eingerechnet.

Bärenjahre

Es ist also noch einiges an Luft in den Kursen. Ob es noch weitere 20, 30 oder 50 Prozent runtergeht, kann niemand vorhersagen. Und den Tiefpunkt zum Einstieg zu erwischen, ist eh unrealistisch. Daher halte ich es für durchaus ok, schon jetzt langsam wieder in den Markt einzusteigen, wenn man langfristig investiert bleiben will. Aber nur in kleinen Schritten, denn die Kaufgelegenheiten von heute können die Mondpreise von morgen sein. Und so ein Bärenmarkt kann sich, genau wie die zurückliegende neunjährige Hausse, auch mal über Jahre hinziehen.

Der Crash ist schon da

Seit einigen Jahren schon warten alle auf den großen Crash, der die ungewöhnlich lange Aufwärtsbewegung an den Börsen beendet. Tatsächlich drehte sich schon der erste Beitrag in diesem Blog vor dreieinhalb Jahren um dieses Thema. Es gab zwischenzeitlich zwar immer mal wieder ein paar kleinere Korrekturen an den Märkten, aber der Aufwärtstrend ist seit fast 10 Jahren intakt, weder Brexit noch Trump konnten der Aktieneuphorie bislang nennenswert schaden.

Mittlerweile verdunkeln sich die Wolken aber zusehends, der beginnende Zoll- und Wirtschaftskrieg zwischen USA, EU und China trübt die Aussichten für die Weltwirktschaft. Und was soll ich sagen, bei mir ist der Börsencrash im Depot schon angekommen. Seit Anfang des Jahres hat sich fast ein Viertel des Depotwertes in Luft aufgelöst.

Weiterlesen