Corona on FIRE

In der FAZ (leider Bezahlcontent) berichtet Volker Looman, dass sich bei ihm durch die Pandemie die Anfragen häufen, wie man sich möglichst früh zur Ruhe setzen kann, und wieviel Erspartes dafür nötig ist. Also die klassische FIRE-Frage („Financial Independence, Retire Early“), die in der Finanzblogszene seit Jahren durchgekaut wird: Über Sparraten,  Frugalismus und passives Einkommen bis zu sichere Entnahmeraten sollte mittlerweile eigentlich alles schon gesagt und geschrieben worden sein. Aber scheinbar noch nicht von jedem.

Dass gerade durch Corona die Frage nach dem frühen Vorruhestand bei vielen Leuten neu aufkommt, finde ich überraschend.

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Crypto-Mining: Die goldenen Zeiten sind vorbei. Oder doch nicht?

Nanopool

Nach dem großen Hype um passives Einkommen mit Crypto-Mining war klar, dass die Blase irgendwann platzt. Das vorläufige Ende kam dann aber doch noch schneller als erwartet. Schon nach den ersten vier Wochen hatte sich die Rentabilität meiner Bergwerksoperation halbiert, und danach ging es zügig weiter bergab. Zwischenzeitlich war der tägliche Rohertrag (Verdienst abzüglich Stromkosten) auf unter 40 Cent abgesackt, das kann man sich dann selbst als Hobbyprojekt nicht mehr schönrechnen. Schließlich wird der Mining-Computer durch das Rund-um-Die-Uhr-Schürfen nicht unerheblich belastet, und was nützen mir am Ende des Monats 10 Euro Verdienst, wenn das Netzteil dafür abraucht.

Hauptgrund für den schnellen Niedergang war der Absturz von Ethereum, denn das ist die Kryptowährung, um die es beim Mining geht (direktes Bitcoin Mining ist schon lange nicht mehr profitabel in Deutschland zu betreiben). Ethereum war von 350 Euro Mitte Juni innerhalb von vier Wochen auf unter 150 Euro abgestürzt. Und dieser Crash schlug sich direkt auf die Rendite von Ethereum Mining nieder. Dazu kommt, dass das Angebot an Mining-Kapazität sich stetig erweitert hat, weil jeder auf einmal damit anfing, Coins zu schürfen. Und gleichzeitig die difficulty, also die Schwierigkeit, neue Coins zu errechnen, weiter angestiegen ist, was bedeutet dass man mit der gleichen Rechenleistung weniger Coins errechnen kann.

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Passives Einkommen durch Crypto-Mining

Hier tut sich in letzter Zeit nicht allzuviel, was vor allem an den Rekordständen der Aktienindizes liegt. Auf dem derzeitigen Niveau bin ich nicht gerade in Kauflaune (ok, das habe ich auch schon gesagt als der DAX 2.000 Punkte niedriger stand), so dass außer meinem automatisierten Wertpapiersparplan im Depot nicht viel passiert.

Aber nicht nur Aktien rennen von einem Hoch zum nächsten, bei anderen Werten ist es noch viel extremer: In den letzten Monaten sind Krypowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder Ripple durch die Decke gegangen: Bitcoins haben Anfang Juni ein Rekordhoch von 2.500 Euro erreicht, nachdem sie drei Monate vorher nur halb so viel wert waren. Die Konkurrenzwährung Ethereum hat sich innerhalb der letzten drei Monate nahezu verzehnfacht: Zahlte man im März noch deutlich unter 40 Euro für einen virtuellen Ethereum, liegt der Kurs aktuell bei 322 Euro.

Minenstandort Deutschland

Das führt zu der ungewöhnlichen Situation, dass sich das sogenannte „Mining“ von virtueller Währung wieder lohnt.

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Wie hoch ist eigentlich mein „Net Worth“?

1000 Reichsmark Schein

In den USA ist es durchaus nicht ungewöhnlich, jemanden nach seinem Net Worth zu fragen, oder sich für den Net Worth von Prominenten zu interessieren. Gemeint ist damit das Vermögen nach Abzug von Schulden, d.h. wie reich jemand in Dollar gerechnet genau ist.

In Deutschland ist so eine schnöde Reduzierung eines Menschen auf einen Eurobetrag natürlich viel zu profan, abgesehen davon dass man hier eh nicht so gerne über Geld spricht. Nichtsdestotrotz wissen die meisten Aktiven in der Finanzblogcommunity vermutlich sehr genau, wie hoch ihr derzeitiger Net Worth ist, Google Docs oder anderen Finanztools sei Dank. Minutiös werden da das Depot, die Dividendeneinnahmen und die Sparkonten dokumentiert und verwaltet, zwischen Vermögenswert und Verbindlichkeit sauber getrennt, um am Ende eine (hoffentlich) große Zahl stehen zu haben die das eigenen Vermögen beschreibt. Und meistens gibt es auch eine klare persönliche Zielvorgabe, bis zu welchem Zeitpunkt man welche Summe erreicht haben will, um dann idealerweise in die Frührente zu gehen.

Da mein eigenes Depot diesen Monat eine psychologisch wichtige Schwelle genommen hat, fiel mir auf, dass bei einer solchen Betrachtung des Net Worth ein kleiner Denkfehler besteht, und real das ganze leider etwas weniger prächtig aussieht. Denn mein Depot gehört leider nicht vollständig mir, sondern zu einem nicht unwesentlichen Teil dem Finanzamt.

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Freiheit oder Langeweile?

fauler hund

Blogparaden sind ja eigentlich nichts für mich, aber da meine letzte genau ein Jahr her ist, kann ich ja mal wieder eine Ausnahme machen. Der Privatier stellt nämlich die durchaus spannende Frage, was man sich eigentlich von dieser finanziellen Freiheit erhofft, die alle anstreben. Und was man denn zu tun gedenkt, wenn es denn soweit ist. Kommt mit der großen Freiheit auch die große Langeweile?

Lotto King Karl

Die Frage, was finanzielle Freiheit bedeutet, erinnert an das Gedankenspiel, was man mit sechs Richtigen im Lotto machen würde. Ich fand die Vorstellung immer faszinierend, nach dem großen Millionengewinn erstmal ganz normal montags ins Büro zu gehen und sich nichts anmerken zu lassen, außer vielleicht einem dauerhaften sehr zufriedenen Grinsen im Gesicht.

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Sparen fürs Alter muss man sich leisten können

Beim Wirtschaftswaisen bin ich auf die Nachricht gestoßen, dass angeblich fast die Hälfte der Deutschen nicht (mehr) fürs Alter vorsorgt. Passend zum Weltspartag hat der Sparkassen- und Giroverband hierzu eine Studie veröffentlicht, nach der 40 Prozent aller Deutschen monatlich nichts für die Altersvorsorge zurücklegen. 2013 lag der Anteil noch bei 32 Prozent. Nun halten das sowohl die Sparkassen als auch der Wirtschaftswaise für eine fatale Entwicklung, mit dem Subtext „Wie kann man nur so blauäugig sein, nichts fürs Alter zurückzulegen“. Kann man so sehen, allerdings lässt diese Betrachtung außer acht, dass es für immer mehr Deutsche schlicht nicht möglich ist, fürs Alter vorzusorgen – und darüber hinaus auch nicht sinnvoll.

 Am Minimum

Sparen fürs Alter muss man sich leisten können. Wenn ich mir anschaue, wie in den letzten Jahren das Lohnniveau in vielen Branchen erodiert ist, ist es kein Wunder, dass die Altersvorsorge immer weiter zurückgeht. Selbst der Mindestlohn von 8,50 EUR pro Stunde war ja hochumstritten, weil er angeblich Arbeit viel zu teuer machen würde, und er wird in vielen Branchen immer noch unterschritten. Ein Vollzeitjob mit Mindestlohn bringt ca. 1.400 EUR brutto im Monat ein, damit komme ich vielleicht als Single noch über die Runden, eine Familie kann ich davon kaum ernähren, geschweige denn große Ersparnisse anhäufen. Und selbst wenn ich das könnte, weil ich extrem sparsam lebe, nützt es mir nichts. Denn auf diesem Lohnniveau bekomme ich später nur eine minimale staatliche Rente und falle vermutlich in die Grundsicherung. Und damit werden dann all meine Ersparnisse im Alter nutzlos, weil sie gegen eben diese Grundsicherung angerechnet werden. Das ist ja auch der Grund, warum Riestern sich für Geringverdiener nicht lohnt, obwohl gerade bei Geringverdienern die staatliche Förderung hier prozentual deutlich ins Gewicht fällt.

Riester verprassen

Mal etwas milchmädchenhaft zugespitzt: Wenn die Grundsicherung 900 Euro beträgt und ich 600 EUR staatliche Rente plus 200 EUR Riesterrente bekomme, zahlt mir der Staat 100 EUR Grundsicherung dazu, denn ich brauche ja insgesamt 900 EUR als Existenzminimum. Hätte ich nicht geriestert sondern die Beiträge lieber verprasst, würden die 200 EUR Riesterrente im Alter wegfallen, aber vollständig vom Staat ausgeglichen, denn ich muss in Summe ja trotzdem auf meine 900 EUR Grundsicherung kommen. Wem das zu vereinfacht war: der Finanzkoch hat das etwas detaillierter nachgerechnet.

Was in der Finanzblogger-Szene oft außer acht gelassen wird: Man muss zwar kein Spitzenverdiener sein, um den Traum von finanzieller Unabhängigkeit zu träumen. Aber ein gewisses Mindesteinkommen muss schon da sein, um sich sinnvoll Gedanken über Aktien, Indexfonds und Altersvorsorge zu machen.