Das Lesen der Anderen: September

Der traditionelle Monatsrückblick auf lesenswerte Geschichten in den Finanzblogs (beim dritten Mal spricht man schon von Tradition, oder?)

Alexander spekuliert bei Rente mit Dividende darüber, wieviel einem ein Jahr Lebenszeit wohl wert wäre, wenn man es gegen Geld tauschen könnte. Interessantes Gedankenspiel, um Platitüden wie „Zeit ist nicht mit Geld aufzuwiegen“ mal auf den Zahn zu fühlen. Wenn ich ehrlich bin, den Deal mit 8 Millionen Euro für 10 Jahre Lebenszeit hätte ich mit Anfang 20 vermutlich gemacht.  Heute eher nicht mehr.

Beim Finanzwesir hat mal jemand nachgerechnet, was „steuerhässlich“ bei einem Indexfonds eigentlich konkret bedeutet. Und kommt auf die stattliche Summe von 1.000 Belegen, die man vorhalten müsste, wenn man sein Geld vermeintlich unkompliziert nur in drei Indexfonds über 25 Jahre anlegen will. Bestärkt mich in meinen Auswahlkriterien für Fonds: replizierend, ausschüttend, preisgünstig, und vor allem: steuereinfach.

Nachdem ich das amerikanische Blog DividendMantra gerade erst in der Leseliste vorgestellt habe, muss ich meine Empfehlung schon wieder relativieren.  Jason hat den Erfolg seines Blogs wohl genutzt um Kasse zu machen, und seine Website oder zumindest Anteile davon an einen Partner verkauft. Da das Blog bislang davon lebte, dass Jason sehr persönlich über seine frugale Lebensweise, seine Haushaltsausgaben und seine Anlagestrategie geschrieben hat, ist der Witz des Blogs weg, wenn er nur noch ein Autor under mehreren ist und die Website zu einer allgemeinen Finanzseite mit Schwerpunkt Dividendenstrategie mutiert. Noch ist es etwas zu früh zu bewerten, wie sich das Blog jetzt entwickelt, aber es würde mich sehr wundern, wenn so ein sell-out folgenlos für den Inhalt bleibt, auch wenn Jason natürlich anderes behauptet.

Christian Kirchner fragt sich auf Capital.de, ob die Volkswagen-Aktie nach dem Diesel-Desaster und dem fulminanten Kursabsturz jetzt ein Schnäppchen ist. Und kommt zwar zu keinem eindeutigen Ergebnis, aber zu der Erkenntnis, dass sich immer eine Börsenregel finden lässt, die die eigene Anlagenentscheidung rechtfertigt, ob man nun „ins Fallende Messer greift“,  kauft „wenn die Kanonen donnern“, oder der toten Katze beim aufprallen zusieht („dead cat bounce“).

Mr Money Mustache regt sich über einen millionenfach gelikten Artikel auf Elite Daily auf, der einen hedonistischen Lebensstil propagiert und jungen Leuten in den 20er empfiehlt, statt zu sparen lieber zu leben: „Refusing to give yourself the luxury of enjoying your money negates the whole point of making it.“. Der Artikel spricht ein paar (Binsen-)Weisheiten aus, ist aber inhaltlich so flach, dass es für Herrn Mustache ein Fest ist, die Aussagen Stück für Stück auseinanderzunehmen.