Daytrading – Los gehts

Mein Experiment hat begonnen: Ab jetzt bin ich Daytrader und habe alle meine Anlageprinzipien über Bord geworden. Allerdings nur virtuell, echtes Geld lege ich weiterhin erstmal lieber in Dividendenwerte oder Indexfonds an.

Qual der Wahl

Das Demokonto beim Anbieter Plus500 ist eröffnet, und die ersten Trades sind gemacht. In dem Wust von Möglichkeiten musste ich erstmal entscheiden, in was ich überhaupt investieren will. Beim Plus500 kann man auf alles mögliche wetten, vom Erdölpreis über die Entwicklung finnischer Aktienwerte bis hin zum Kurs des Schweizer Franken.

Der Einfachheit halber konzentriere ich mich auf den Handel mit großen deutschen und amerikanischen Aktien: Mit diesen Unternehmen kann ich etwas anfangen und bekomme auch halbwegs zeitnah mit, ob bei Volkswagen gerade Abgaswerte manipuliert worden sind oder die neue Apple Watch einen Produktionsfehler hat – was für den Kursverlauf ja nicht ganz unwesentlich wäre. Bei japanischen Nebenwerten, Schweinehälften oder Futures auf Sojabohnen kenne ich mich eher nicht so aus. US-Aktien haben darüber hinaus den Vorteil, dass sie auch nach Feierabend handelbar sind. Für Dax-Werte ist bei Plus500 um 17:30 Handelsschluss, was für jemanden ohne Tagesfreizeit eher unpraktikabel ist.

Im Moment konzentriere ich mich auch erstmal auf „long“ Positionen. Will sagen, ich spekuliere auf steigende Kurse und wette nicht auf Kursrückgänge. Das „shorten“ von Aktien mag genauso lukrativ sein, aber hat nochmal ganz eigene Spielregeln, außerdem bin ich im Herzen natürlich doch buy-and-hold Anleger und glaube, dass es im Schnitt am Aktienmarkt eher auf- als abwärts geht.

Finanz-Voodoo

Am liebsten würde ich echte Aktien handeln und keine Derivate. Leider ist das im Rahmen eines Demokontos kaum möglich, sondern hier handelt man mit sogenannten Differenzkontrakten (CFD bzw. contract for difference). CFD sind für mich ähnliches Finanz-Voodoo wie swapbasierte Indexfonds, also eigentlich Teufelswerk. Sie haben aber den Vorteil, dass sie wie Aktien handelbar sind und dabei deutlich geringere Kosten verursachen. Darüber hinaus kann man mit CFDs hebeln, also mit geringem Einsatz sehr viel größere Räder drehen. Ob das ein Vor- oder Nachteil ist, sei dahingestellt.

Für meinen Modellversuch ist das Handeln mit Finanzderivaten ok, aber wenn ich mich echtem Geld arbeiten würde, würde mich die Vorstellung etwas nervös machen, statt echter Aktien nur eine Art Lotterieschein des Online-Brokers zu bekommen. Das Thema CFD vs. Aktien ist sicher noch ein wenig komplexer, fürs Spielen sind die CFD Demokonten aber prima geeignet und im Ergebnis sollte es keinen großen Unterschied machen.

Lauf, Daimler, lauf!

Die Website des Demokontos fühlt ein bisschen an wie ein Online-Casino, oder eher wie ein Wettbüro für Pferderennen. Mit einem Klick setze ich auf die 23 kaufe ich Daimler-Aktien, und verfolge dann minütlich, wie sich mein Sindelfinger Pferdchen schlägt. Dabei läuft mein Pferd leider immer etwas hinter dem Feld hinterher, denn mein Kaufkurs ist durch den Spread, d.h. die Handelsspanne des Brokers, immer etwas schlechter als der zum gleichen Zeitpunkt mögliche Verkaufskurs. Meine Aktie muss also erstmal einen kleinen Sprung machen, um überhaupt in den grünen Bereich zu kommen.

Die Strategie

Da das ganze kein wissenschaftliches Experiment ist sondern auch Spaß machen soll, habe ich nicht vor, monatelang Charttechniken zu studieren und Fachbücher über Tradingstrategien zu wälzen. Meine bahnbrechende Daytrading-Strategie für den Einstieg: Verluste begrenzen und Gewinne laufenlassen. Damit hoffe ich, dem zufälligen Auf und Ab ein Schnippchen zu schlagen, weil ich beim Ab der Kurse meinen Verlust begrenze, beim Auf aber den vollen Schwung mitnehme. Das geht bei den CFD-Brokern ganz komfortabel: ich kann schon beim Kauf einen Stopp-Loss Kurs setzen, zu dem automatisch verkauft wird. Wenn die Aktie dann hoffentlich nach oben geht, kann ich auch einen trailing stop setzen, der immer etwas hinter dem aktuellen Kurs hinterherhinkt, mir aber einen Großteil der bereits erreichten Kursgewinne sichert, falls es wieder abwärts geht.

Der Erfolg

Diese Topstrategie hat nach dem ersten Tag mit meinem Spieldepot eher so mittel funktioniert. Ich habe 17 mal ge- und wieder verkauft, jeweils im Volumen von rund 10.000 Euro. Nur bei vier Positionen konnte ich einen kleinen Gewinn verbuchen, der Rest ging negativ aus.  Heftigster Verlust war eine Position Tesla Motors, bei der ich etwas zu schnell auf Kaufen geklickt hatte und dann statt der geplanten 50 Stücke auf einmal 250 im Orderbuch stehen hatte, im Wert von schlanken 60.000 Dollar. Sowas kann im Eifer des Gefechts schon mal passieren darf mir mit echtem Geld auf keinen Fall passieren. Dass ich überhaupt für eine so hohe Summe kaufen konnte, obwohl nur 20.000 EUR auf meinem Spielkonto sind, liegt an der Hebelwirkung der CFDs: mit 20.000 EUR kann ich bis zu 200.000 EUR an Aktienwert bewegen. Wenns gut läuft, verzehnfacht sich auch der Kursgewinn. In diesem Fall lief der Kurs natürlich nach Süden und ich war mit dem Trade ganz fix über 500 Euro im Minus. Dann ging es zwar wieder etwas aufwärts, so dass ich den Stop Loss Kurs nach oben ziehen konnte, am Ende blieb aber ein Minus rund 150 EUR alleine für diese Position.

Zwischenstand nach dem ersten Tag:

  • Startsumme: 20.000 EUR
  • Trades insgesamt: 17
  • Positionen mit Gewinn: 4
  • Positionen mit Verlust: 13
  • Ergebnis:  -554 EUR

Ich muss an meiner Strategie wohl doch noch etwas feilen.

4 Gedanken zu „Daytrading – Los gehts“

  1. Vielen Dank für den Beitrag. Wie ich ja schon angedeutet habe, werde ich dort auch mal meine Erfahrungen machen. Aber ich denke das richtige Traden mit echtem Geld kommt bei mir wohl nicht in Frage. Dafür ist mir das Geld dann doch zu schade.

    Antworten
  2. Hallo!

    So wie sich deine Herrangehensweise anhört, kann ich dir nur dringend raten, beim Demokonto zu bleiben. Wenn dein Ziel Spaß ist, machst du aber alles ricghtig 😉

    Wenn du als privater Trader ernsthaft traden willst, ist es zwar schon ok so anzufangen, wie du jetzt. Aber du musst genau wissen, warum du das machst und wohin deine Reise letztlich führen soll.

    Und wenn du als Ottonornmalo finanziell so erfolgreich traden willst, dass wirklich was rum kommt, hast du dir mit Aktien das wohl schlechteste Tradinginsrument ausgesucht.

    Aktives Daytrading ist mit die schwerste Disziplin an der Börse. Für die meisten Leute eine reine Geldvernichtungsmaschine.

    Deshalb ist es weise, wenn dir dafür das Geld zu schade ist, wie hier oben erwähnt wurde. Auf der anderen Seite ist es anscheinend so einfach… denn selbst mit einem Zufallseinstieg kannst du profitabel handeln. Ich spreche da aus Erfahrung 😉

    PS: Wenn du aber echtes Interess hast, erfolgreich zu traden, gibt es Wege dorthin.

    Viel Spaß weiterhin mit dem Demokonto und viele Grüße

    TRM

    Antworten

Schreibe einen Kommentar