Mein Einstieg beim Bergbaukonzern Rio Tinto vor gut einem Jahr war schlecht getimed. Zwar waren die Rohstoffwerte schon seit einiger Zeit auf Talfahrt, aber das Tief war vor zwölf Monaten noch lange nicht erreicht. Vom Einstieg bei 39,50 hat sich der Kurs zwischenzeitlich nochmal fast halbiert auf rund 20 EUR. Woran das liegt ist offensichtlich: Die Rohstoffpreise haben sich nicht erholt, sondern stagnieren auf historisch niedrigen Niveaus. Damit geraten die Gewinne der Rohstoffunternehmen immer weiter unter Druck bzw. haben sich wie bei Rio in ein veritables Minus von knapp einer Milliarde Euro verwandelt.
Fortschrittliche Dividenden
Auch die Dividende ist drastisch gekürzt worden. Hatte sich Rio Tinto bislang seiner „progressive dividend policy“ gerühmt“, also stetig steigender Ausschüttungen, ist dieses Versprechen mittlerweile kassiert worden und man verspricht nur noch, zwischen 40 und 60 Prozent der Gewinne auszuschütten. Faktisch entspricht das etwa einer Halbierung der Dividende für das laufende Jahr. Im Vergleich mit anderen Branchenschwergewichten ist das immer noch recht glimpflich, BHP Billiton hat die Dividende um drei Viertel gekürzt, Glencore die Ausschüttung komplett gestrichen.
Fallende Messer
Warum jetzt ins fallende Messer greifen und schlechtem Geld gutes hinterherwerfen. Nun, zum einen scheint die Talfahrt vorerst gestoppt zu sein. Vom absoluten Tief hat die Aktie mittlerweile wieder 20% zugelegt, und auch die Rohstoffpreise haben sich etwas erholt. Eine Garantie, dass es kurzfristig nicht doch nochmal weiter runtergeht ist das natürlich nicht. Aber mittelfristig halte ich die derzeitigen Niveaus für eine gute Einstiegsmöglichkeit: Die Preise für Eisenerz, dem Hauptumsatzbringer von Rio Tinto, sind nicht mehr allzuweit entfernt von den Produktionskosten (daher die erodierten Gewinne). Bei noch weiter fallenden Preisen müssten viele Wettbewerber aufgeben, weil es sich schlicht nicht mehr rechnet. Rio ist hier in einer vergleichsweise guten Position, weil man branchenweit mit die niedrigsten Produktionskosten hat und damit langfristig eher zu den Gewinnern eines Verdrängungswettbewerbes gehören sollte. Irgendwann werden in einem stark zyklischen Sektor wie der Rohstoffbranche die Preise auch mal wieder anziehen, denn wenn man nicht an den kompletten Zusammenbruch der Weltwirtschaft glaubt, werden auch zukünftig Eisen, Kupfer, und Aluminium gebraucht. Und dann sprudeln die Gewinne auch wieder kräftiger.
My own private ETF?
Aber warum jetzt nochmal Rio nachkaufen und nicht etwa Konkurrent BHP Billiton, um ein wenig in der Branche zu diversivizieren? Schließlich ist Diversifikation das einzige „free lunch“ das es beim Anlegen gibt, und mit Anteilen von Rio und BHP hätte man bereits fast die Hälfte des Branchenindexes „Stoxx Europe Basic Resources“ abgedeckt.
Nun, eigentlich war auch genau das mein Plan. BHP Billiton ist in letzter Zeit noch mehr unter die Räder gekommen als Rio, eigentlich also auch eine gute Einstiegsmöglichkeit. Allerdings hat BHP neben der allgemein schlechten Marktsituation noch ganz andere Probleme: Im letzten Jahr sind bei einem Zwischenfall in einer brasilianischen Mine 16 Menschen ums Leben gekommen und ein ganzer Landstrich mit Schwermetallen verseucht worden. Was das an Haftungsrisiken für BHP bedeutet, ist immer noch nicht abzusehen. Insgesamt eine Situation, in der ich eher nicht Anteilseigner von BHP sein möchte.
Also doch lieber nochmal bei Rio zugegriffen: Rio Tinto plc (WKN 855018), zu 23,53 EUR das Stück – übrigens zum gestrigen Tagestiefstkurs, dafür hab ich ja so manchen Profitrick auf Lager. Ob das wirklich ein guter Zeitpunkt zum Aufstocken war, wird man wie immer erst hinterher sehen, zumindest aber hab ich meinen Verlust bei Rio mit diesem Kauf erstmal von 40% auf 20% reduziert.
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2 Gedanken zu „Nachkauf: Rio Tinto plc“