Neues Festgeldkonto: NIBC Direct

Nach dem letzten Beitrag zum Thema Festgeld vor zwei Monate ist das Zinsniveau nochmal ein Stück runtergegangen – wenn das so weitergeht sind wir demnächst tatsächlich bei Negativzinsen. Ich weiß was Sie jetzt denken: „Dividenden sind die neuen Zinsen„,  das liest man ja schließlich gerade überall. Also raus aus Festgeld und Tagesgeld und alles in Dividendenpapiere? Scheint das Gebot der Stunde zu sein, aber mit jedem Artikel in Handelsblatt, Spiegel oder Bildzeitung, der dieses neue Mantra postuliert, werd ich das mulmige Gefühl nicht los, dass wir uns einer Dienstmädchenhausse gefährlich nähern.

Also lieber doch nicht alles in Aktien investieren, sondern für das verbleibende Cash zumindest die mickrigen Zinsen sichern, bevor wir bei Nullzinsen angelangt sind.

Der Nächste bitte

Warum schon wieder ein neuer Anbieter fürs Festgeld? Nun, meine beiden bisherigen Favoriten, Gefa-Bank und Corealdirect, die im letzten Jahr noch weit vorne im Vergleichsranking waren, haben ihr Zinsniveau mittlerweile deutlich runtergeschraubt. Die pbb direkt ist nach wie vor sehr konkurrenzfähig, mit zumindest noch 1,2 Prozent Zinsen für 24 Monate Anlagezeit. Aber aus Diversivikationsgründen möchte ich nicht alles bei einem Anbieter parken: also den Vergleichsrechner angeworfen, und nach Alternativen geschaut für Festgeld mit einem Jahr Laufzeit.

Ab ins Ausland

Die ersten Plätze belegen erwartungsgemäß Banken aus Bulgarien, Portugal oder Tschechien. Länder, in denen ich mein Geld eher nicht angelegt haben will, wenn es vielleicht doch noch mal so richtig kracht in der Finanzwelt. Auch österreichische Banken wirken deutlich weniger einladend, seitdem die Regierung dort die staatliche Einlagensicherung kippen will. Das beste Angebot mit Einlagensicherung in Deutschland gibt es im Moment von der Creditplus Bank mit 1,2 Prozent Zinsen. Etwas besser sieht es bei den holländischen Nachbarn aus: die NIBC Direct bietet mit dem „Mehr.Kapital.Konto“ 1,4 Prozent für einjähriges Festgeld. Lohnt es sich für 0,2 Prozent ein höheres Risiko einzugehen? Sicher nicht, allerdings glaube ich nicht, dass die holländische Einlagensicherung risikoreicher ist als die deutsche. Selbst bei einem Zusammenbruch des Euro werden Deutschland und Holland wohl die Länder sein, die am ehesten in einem Währungsverbund bleiben. Für die nächsten 12 Monate, und für einen Anlagebetrag innerhalb der holländischen Einlagensicherung von max 100.000 EUR also ein sehr überschaubares Risiko.

Lohnt das überhaupt?

Was bringt das ganze konkret? Als Referenz dient meine Hausbank DKB, die auf das Visa-Kreditkartenkonto immer sehr konkurrenzfähige Zinsen zahlt. Mit der angekündigten Zinssenkung zum 1. Juni sind wir hier bei nur noch 0,7 Prozent angelangt, also genau der Hälfte des NIBC Direct Festgeld-Angebotes. Klingt nach einem großen Unterschied, in Euro gerechnet macht das bei den niedrigen Prozentsätzen aber gerade mal 70 EUR pro Jahr vor Steuern aus, wenn wir mal von 10.000 EUR Anlagesumme ausgehen.  Wegen der paar Euro also der ganze Aufwand, und dann auch noch das Geld lange festlegen statt täglich verfügbar haben? In diesem Fall ist die Festlegung auf 12 Monate Anlagezeit aber eher ein Vor- als ein Nachteil, da das Geld zwar für die Zeit nicht verfügbar ist, aber dafür auch der Zins für ein Jahr gesichert ist und nicht noch weiter sinken kann. Was bei täglich verfügbaren Anlagen im Moment eher zu befürchten ist als eine Zinssteigerung.

Käse aus Holland

Die NIBC Bank hat eine bewegte Geschichte: Ursprünglich mal als eine Art Kreditanstalt für Wiederaufbau nach dem Krieg gegründet worden, wäre sie 2007 fast von der isländischen Kaupthing Bank übernommen worden. Durch die Finanzkrise hatten sich die Pläne von Kaupthing dann aber schlagartig geändert. Mittlerweile gehört die NIBC zu einem Konsortium von Heuschrecken Finanzinvestoren. Seit 2009 ist man mit der NIBC direct auch in Deutschland vertreten.

Charmant bei der NIBC ist, dass es scheinbar keine Lockangebote und Neukundenprämien gibt (nur für den Depotübertrag zahlt man einen Bonus). Solche Prämiem sind nur interessant, wenn man alle sechs Monate die Bankverbindung wechseln will, und auch dann nur mäßig lukrativ. Mir sind da dauerhaft attraktive Konditionen deutlich sympathischer.

Die Kontoeröffnung ist bei der NIBC, sagen wir, optimierungsfähig. Der Unterlagenberg, der zusammen mit dem Postident verschickt werden muss, passt kaum in einen normalen Briefumschlag. Zurück erhält man einen Willkommensbrief, einen Brief mit dem Erstpasswort, einen Brief mit dem Freischaltcode für die mobileTAN, und bis alles angekommen ist können schon mal ein paar Tage ins Land ziehen. Aber wenn es das ganze sicherer macht, solls recht sein. Wenn man denn endlich mal drin ist, ist das Online Banking aufgeräumt und funktional. Wie bei Festgeldanbietern üblich wird erstmal ein Tagesgeldkonto angelegt, von dem und auf das die Festgelder und Zinsen überwiesen werden. Das Tagesgeld ist mit einem Prozent Zinsen sogar sehr attraktiv verzinst.

Clever kombiniert?

Ein Alleinstellungsmerkmal in der Angebotspalette ist das „Kombigeld“: Eine Kombination aus Festgeld und Tagesgeld, bei der bis zur Hälfte der Anlagesumme sofort verfügbar ist. Praktisch wird das so realisiert, dass eine Hälfte der Anlagesumme auf einem „Kombi.Kapital.Konto“ fest angelegt wird und die andere Hälfte jederzeit verfügbar auf einem „Kombi.Zins.Konto“ liegt. Die Flexibilität erkauft man sich mit leicht niedrigeren Zinsen als beim normalen Festgeld. Das klingt danach, als ob man sich diese tolle Kombination auch einfach selber bauen könnte, indem man sein Geld zur Hälfte auf ein normales Festgeldkonto packt und die andere Häfte auf das normale Tagesgeldkonto. Allerdings liegt das Kombigeld im Vergleich zu einer selbstkonstruierten Variante tatsächlich leicht im Vorteil:

Kombigeld, 2 Jahre Anlagezeitraum Festgeld 2 Jahre u. Tagesgeld
Gesamtanlage 10.000,00 €  10.000,00 €
Zinsen für Festgeldanzteil 1,45 % = 72,50 € 1,65 % = 82,50 €
Zinsen für frei verfügbaren Anteil 1,45 % = 72,50 € 1,00% = 50,00 €
Zinsen gesamt 145,00 € 132,50 €

Weiterer Vorteil beim Kombigeld: Man sichert sich den Zinssatz auch für den frei verfügbaren Anteil für die gesamten zwei Jahre. Bei der selbstkonstruierten Variante kann der Tagesgeldzins von derzeit einem Prozent in ein paar Monaten auch deutlich niedriger liegen. Oder natürlich auch höher – ob das besser oder schlechter ist, weiss man leider immer erst hinterher.

3 Gedanken zu „Neues Festgeldkonto: NIBC Direct“

Schreibe einen Kommentar