Hier tut sich in letzter Zeit nicht allzuviel, was vor allem an den Rekordständen der Aktienindizes liegt. Auf dem derzeitigen Niveau bin ich nicht gerade in Kauflaune (ok, das habe ich auch schon gesagt als der DAX 2.000 Punkte niedriger stand), so dass außer meinem automatisierten Wertpapiersparplan im Depot nicht viel passiert.
Aber nicht nur Aktien rennen von einem Hoch zum nächsten, bei anderen Werten ist es noch viel extremer: In den letzten Monaten sind Krypowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder Ripple durch die Decke gegangen: Bitcoins haben Anfang Juni ein Rekordhoch von 2.500 Euro erreicht, nachdem sie drei Monate vorher nur halb so viel wert waren. Die Konkurrenzwährung Ethereum hat sich innerhalb der letzten drei Monate nahezu verzehnfacht: Zahlte man im März noch deutlich unter 40 Euro für einen virtuellen Ethereum, liegt der Kurs aktuell bei 322 Euro.
Minenstandort Deutschland
Das führt zu der ungewöhnlichen Situation, dass sich das sogenannte „Mining“ von virtueller Währung wieder lohnt. Dazu muss man wissen, dass Kryptowährung wie Bitcoin nicht komplett aus dem Nichts geschaffen wird, sondern – vereinfacht gesagt – durch das Lösen komplexer Berechnungen entsteht. Dazu braucht man nur einen schnellen Rechner. Und Strom. Viel Strom, denn der Rechner muss Tag und Nacht auf Hochtouren laufen. Mittlerweile ist das „schürfen“ von Bitcoins fest in der Hand von professionellen Minern, die riesige Serverfarmen betreiben um Bitcoins zu errechnen, und das bevorzugt in Gegenden wo der Strom fast nichts kostet. Damit kann man als Otto-Normalrechner mit deutscher Ökostromumlage nicht konkurrieren. Bzw. konnte nicht. Bei der Verzehnfachung des Wertes mancher Kryptowährung ist Schürfen in Deutschland wieder lukrativ geworden.
Ab ins Bergwerk
Die Kollegen von Heise.de haben mal vorgerechnet, wie man mit ein bisschen PC Bastelei aus Standardbauteilen einen Mining-Rechner zusammenstellt, der im Monat den Gegenwert von 340 EUR an virtueller Währung ausspuckt („Ethereum statt Nebenjob“). Selbst abzüglich Stromkosten bleiben immer noch 260 EUR übrig. Kein schlechter Deal, um dieselbe Ausschüttung mit Bayer-Aktien zu bekommen, müsste man Aktien im Wert von rund 140.000 Euro besitzen. Einmal aufgebaut hat man mit dem Mining-Rechner seinen eigenen kleinen Goldesel, der fortwährend Dukaten spuckt. Passiver geht Einkommen kaum.
Dabei hilft, dass die Berechnung der virtuellen Währung keine spezialisierte Hardware erfordert, sondern prima mit handelsüblichen Grafikkarten funktioniert. Moderne Grafikkarten haben mittlerweile so hochgezüchtete Prozessoren, dass man damit nicht nur farbenfrohe Ballerspiele auf dem Schirm bringen, sondern auch komplexe Berechnungen abwickeln kann.
Spitzhacken sind Mangelware
Ich weiss was Sie jetzt denken, und Sie haben recht: da muss irgendwo ein Haken sein. Nun, zum einen muss man erstmal investieren, aber das sollte uns Aktienanlegern ja nicht fremd sein: So ein Mining-Rechner kostet grob gerechnet 1.000 Euro, d.h. man braucht schon mal vier Monate, bis die Investitionskosten eingespielt sind. Immer noch nicht schlecht, denn welche Dividendenaktie bietet schon so einen Return on Investment.
Aber der größere Haken ist: Sie sind zu spät dran. Vor Ihnen haben schon viele andere diese Idee gehabt, so dass die passenden Grafikkarten, ohne die es keinen virtuellen Dukatenesel gibt, komplett ausverkauft sind. Der Markt für Karten des Typs AMD Radeon ist weltweit völlig leergefegt, und nur bei ebay gibt es zu Fantasiepreisen noch einzelne Modelle.
Nun ist das ganze so lukrativ, dass man auch zur zweitbesten Alternative greifen kann: Grafikkarten der Firma nVidia. Diese schaufeln das virtuelle Gold zwar nicht ganz so effizient in den eigenen Speicher wie die Karten von AMD, sind aber dafür noch zu haben, auch wenn es hier schon erste Lieferengpässe gibt und die Preise anziehen.
Zur Tat
Um das ganze auszuprobieren, aber die Investitionskosten überschaubar zu halten, habe ich einfach meinen vorhandenen Rechner genommen, und eine vergleichsweise günstige nVidia Grafikarte für 150 EUR eingebaut (Typ GTX 1050 TI). An Software benötigt man nur ein Mining-Programm, z.B. den Nicehash-Miner. Strenggenommen schürfe ich mit dem Nicehash-Tool gar nicht selber, sondern vermiete meine Rechenkapazität an andere, die mich dafür bezahlen. Unterm Strich kommt aber dasselbe raus, und das Setup ist so deutlich simpler. Das Tool zeigt einem netterweise direkt an, wieviel Bitcoins (und umgerechnet Euros) der Rechner gerade so einspielt.
Das ist leider etwas ernüchternd, denn mit meiner kleinen Grafikkarte komme ich nur auf etwa zwei Euro am Tag – vorausgesetzt der Rechner läuft 24 Stunden am Stück. Davon gehen noch Stromkosten ab, mein Strommessgerät zeigt rund 50 Cent Kosten pro Tag an, macht netto nur noch knapp 1,50 EUR Verdienst, oder rund 45 EUR im Monat.
Kleinvieh
Also reich werde ich damit nicht wirklich. Andererseits hat sich die neue Grafikkarte (die ich mir eh anschaffen wollte), mit diesem Modell in drei Monaten „selbst“ bezahlt, was ja auch nicht schlecht ist. Mit einer leistungsfähigeren Grafikkarte des Luxustyps „GTX 1080 Ti“ würde ich sogar über 160 Euro netto im Monat schaffen, allerdings kostet das gute Stück in der Anschaffung auch über 700 Euro. Praktischerweise bietet Nicehash einen „Profitability Calculator“ an, mit dem man das ganze für alle möglichen Karten und Strompreise ausrechnen kann.
Das ganze rechnet sich also nur so mittel: Wer eh einen Rechner rumstehen hat, kann sich mit ein bisschen Mining eine neue Grafikkarte für quasi umsonst anschaffen, wenn er den Rechner ein paar Monate vor sich hin schürfen lässt. Um im großen Stil einen Nebenverdienst aufzubauen muss man die Sache schon etwas anders angehen, mit deutlich professionellerer Hardware und den entsprechenden Investitionen.
Dass sich diese langfristig bezahlt machen, ist aber fraglich: Denn zum einen kann der Kurs der virtuellen Währungen auch wieder einbrechen und sämtliche Businesspläne über den Haufen werfen. Der Bitcoin Kurs hat sich zwischen 2013 und 2014 schon einmal fast geviertelt, warum sollte das nicht nochmal passieren. Zum anderen werden mittelfristig die professionellen Miner mit Mega-Rechnerkapazität in Billig-Strom-Ländern das Geschäft wieder vollständig übernehmen. Das Zeitfenster, sowas halbwegs lukrativ in Deutschland zu betreiben, ist vermutlich bald wieder vorbei. Aber bis dahin ist meine Grafikkarte zumindest abbezahlt…
Oder doch Aktien?
Bonus für klassische Aktieninvestoren: Man kann natürlich auch in die Spitzhackenhersteller investieren, statt selber zu schürfen. Allerdings ist man auch hier etwas spät dran: Der Kurs der Grafikkartenschmiede AMD ist in den letzten zwölf Monaten um 130 Prozent in die Höhe geschossen. Die Aktien von Konkurrent nVidia haben sich im gleichen Zeitraum sogar um 340 Prozent verteuert.
zur Fortsetzung: „Das erste Geld ist da“
Hach wenn es doch nur so einfach wäre!
Zu den in ihrem Beitrag aufgeführten Nachteilen gesellen sich noch die Kühlung der Mining Rechner, denn Hitzeentwicklung ist besonders bei Grafikkarten weiterhin ein großes Thema, als auch die Difficulty, also die Schwierigkeit der Berechnungen die bei dem Schürfen von Kryptowährung angesetzt wird und bei zunehmender Dichte an Minern auch steigt und damit die Rendite wiederum schmälert.
Der Vollständigkeit halber sollten vielleicht noch die Mining Pools erwähnt werden bzw. die anmietbare Rechenleistung von spezialisierten Anbietern, bei der man keine eigenen rechner braucht und nur Leistung anmietet um damit Kryptowährung zu erzeugen.
Für deutsche oder gar europäische Gefilde ist aber das Mining schon seit mehren Jahren nicht mehr lohnenswert. Leider.
Trotzdem, netter Artikel und anschaulich und verständlich geschrieben.
Ja, das Thema „Cloud-Mining“, also Rechenleistung anmieten und damit Geld verdienen, ist tatsächlich erwähnenswert. Allerdings bin ich im Moment noch unschlüssig, ob das ganze wirklich funktioniert oder nicht eher ein großes Ponzi-Scheme ist. Denn irgendwie klingt das zu gut um wahr zu sein. Man vermutet ja bei einigen Cloud-Minern, dass die gar keine eigene Hardware haben, sondern die Ausschüttungen aus den laufenden Einnahmen finanzieren, so lange, bis die Blase platzt.
Ja da haben Sie Recht. Auch beim Cloud Mining sollte man aufpassen, weil sich genug schwarze Schafe darin tummeln. Aber es gibt auch seriöse Anbieter, allerdings ist da auch nicht immer ein Gewinn garantiert, weil oft höhere Gebühren oder Wartungsaufschläge die relativ geringen Gewinne wieder auffressen und letztenendes die Kurse der Kryptowährungen besnders volatil sind.
Wenn man sowieso etwas „Spielgeld“ übrig hat zum investieren, kann man es aber bei den seriösen Anbietern versuchen von denen mir momentan nur zwei einfallen würden.
Unrentabel? Seit mehreren Jahren? Noch im Februar war Ethereum 20 $ wert. Heute 400 $. Gleiches gilt für nahezu alle anderen Cryptowährungen. Die Kursgewinne von Bitcoin sind da noch vergleichsweise zu belächeln. 20% Rendite sind derzeit kein Problem. Pro Tag.
Von daher mein Vorschlag: Anstatt ins Mining zu investieren, einfach ein paar Coins (oder Anteile) kaufen. Schön auf die größten 10 Währungen verteilen und abwarten. Distributed ledger wird kommen und die Welt verändern. Ebenso wie das Internet zu seiner Zeit.
Glückwunsch übrigens. Dies ist neben dem Sparkojoten erst der zweite Artikel zum Thema Crypto.
Ethereum ist am 21.06. von 300 auf 13 Dollar abgestürzt, so schnell kanns gehen @Kriss.
http://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/devisen-rohstoffe/flashcrash-bei-digitalwaehrung-warum-ethereum-von-300-auf-13-dollar-stuerzt/19966048.html
Naja, das war eher ein technischer Ausfall, weil die IT-Infrastruktur überlastet war, und keine echte Marktreaktion. Der Kurs ist ja sofort wieder auf deutlich über 300 EUR hochgeschnellt. Aber es stimmt schon: Das ganze ist eine große Spekulation, deshalb würde ich da im Moment auch nur mit Spielgeld reingehen.
Eigentlich wurde ja eine sehr große Order plaziert (mio) und es folgten viele Stoplosse… bis es dann 0,1 Dollar war
Ethereum ist revolutionär. Auch wenn über Crypto-Währungen heute hauptsächlich aus spekulativen Gründen berichtet wird, ist das Potential der Technologie evolutionär und wird unsere gesamte Welt verändern. Ähnlich wie es das Internet vor 30 Jahren gemacht hat.
Wer nicht gerade in einem günstigen Land für Strom, wie in Island, wohnt oder selber produziert, für den lohnt sich da erreichen nicht.
Die Schlüssel sind mittlerweile so lang geworden, dass eigentlich nur noch ganze Farmen sich rentieren.
Normale Rechner oder Grafikkarten waren schon damals sehr unrentabel, jetzt erst recht. Wenn überhaupt gehen nur mining Rechner, die eigentlich nichts können, außer minen. Dafür sehr gut.
Eine gewöhnlich Nvidia oder ATI zieht zu viel Energie in effizient zu sein.
alles ein Schneeballsystem. Denn irgendwann sind die Rechnerleistungsanforderungen so teuer, dass sich die Investitionen nicht mehr lohnen. Die einzigen die daran verdienen sind diejenigen die Zugriff auf Superrechner haben, die vom Staat bezahlt und in irgendeiner Uni stehen und missbraucht werden. Der Energiepreis steigt, die Investitionen für Rechner steigen – und die Kosten laufen aus dem Ruder, zeitgleich verlieren die Schwärme das Interesse weil sich der Aufwand nicht mehr lohnt und die Kosten nciht mehr deckt und schon fällt das Kartenhaus zusammen