So sehr ich hier auch immer wieder predige, dass market timing nicht funktioniert und eine schlichte passive Anlage in Indexfonds rational das richtige wäre, so schwer tue ich mich damit, das ganze selber konsequent umzusetzen. Die richtigen Indexfonds habe ich schon vor langer Zeit ausgewählt, und auch durchaus die eine oder andere Position aufgebaut. Aber vor jedem Kauf hadere ich damit, ob nicht jetzt gerade ein besonder schlechter Zeitpunkt zum Kauf sei, weil die Kursstände kurz vor oder auf dem Allzeithoch sind und der Crash unmittelbar bevorsteht. Ab und zu hab ich mit der Einschätzung ja auch mal halb recht, schließlich ist der DAX von seinen Höchstständen zwischenzeitlich schon mal wieder 3.000 Punkte zurückgekommen. Aber dann geht es auch wieder aufwärts, und die alte Regel „time in the market beats timing the market“ greift, wenn man feststellt, das schon wieder ein Jahr um ist, in dem man statt drei bis vier Prozent Dividendenrendite nur 0,8 Prozent aufs Festgeld bekommen hat.
Automatic for the people
Da muss sich also was tun. Warum das ganze nicht automatisieren, und stur in regelmäßigen Abständen eine feste Summe investieren, zumindest als Grundinvestment. Damit baut sich das ETF-Depot quasi von alleine auf, und die Einstandskurse nivellieren sich über die Zeit, so dass man nicht Gefahr läuft, direkt vor dem Crash zu Höchstkursen gekauft zu haben. Über dieses Basisinvestment hinaus kann man ja immer noch ein paar Dividendenperlen individuell hinzumischen.
Meine Hausbank DKB hat da auch was schönes im Angebot: Sparpläne auf alle möglichen aktiven (buhh!) und passiven (yeah!) Fonds. Wer nicht gerade in kroatische Schiffsfonds anlegen will, sollte hier was passendes finden. Z.B. ist mein Lieblings-ETF dabei, der iShares Stoxx Europe 600. Mit dem hat man schon mal eine großartige Streuung erreicht und dabei alle meine Kriterien (steuereinfach, replizierend, ausschüttend und kostengünstig) erfüllt.
Für eine Kugel Eis
Der Witz bei einem Wertpapiersparplan ist, dass man eher kleinere Summen, dafür aber regelmäßig anlegt. Damit das ganze kostenmäßig nicht aus dem Ruder läuft, wenn man statt einer großen Order zwölf kleine übers Jahr verteilt, bieten die Banken oft stark reduzierte Orderkosten für die Sparpläne. Ganz kostenlos sind bei der DKB – oh Wunder – nur die aktiv gemanagten Fonds, bei denen man dann über die jährlichen Fondskosten am Ende draufzahlt. Aber auch für einen Sparplan auf kostengünstige Indexfonds sind die Gebühren noch sehr überschaubar: 1,50 EUR pro Ausführung, das ist gerade mal soviel wie eine Kugel Eis beim Italiener nächstes Jahr kosten wird (im Moment sind wir noch bei 1,20 pro Kugel). Im Vergleich zu den 9,90 EUR Orderkosten für einen individuellen Wertpapierkauf bei der DKB ist das geradezu ein Schnäppchen.
Alles easy
Einen Sparplan bei der DKB aufzusetzen ist tatsächlich mit ein paar Mausklicks gemacht: Aus dem vorhandenen Angebot den richtigen rausfiltern (Wertpapierart: ETF, Anlageschwerpunkt: Europa), dann noch den Turnus festlegen (monatlich, zweimonatlich oder vierteljährlich), und den Anlagebetrag wählen, der Rest läuft dann automatisch. Das einzige was man sicherstellen sollte ist, dass das Girokonto zum Stichtag immer genügend Guthaben aufweist. Aber da die Idee ja ist, in kleinen Häppchen zu kaufen, sollte das mit dem normalen Guthabenpuffer auf dem Girokonto abgedeckt sein, den man sowieso immer vorhalten sollte.
Du hast vollkommen recht, Disziplin in Sachen Geldanlage ist gar nicht so einfach! Ein Sparplan hilft da definitiv und nützt zugleich auch den Cost-Average-Effekt. Ich baue mir meinen Sparplan dennoch selbst, da ich nicht nur regelmäßige Neu-Investments sondern auch Wiederveranlagungen tätigen möchte, im Ergebnis versuche ich aber nichtmal das Kurschart des ETFs, den ich verwende anzuschauen.
Schau mal auf meinem Blog https://meinefinanziellefreiheit.com vorbei, da findest Du vielleicht einige Ansätze, die für Dich relevant sein werden.
Viele Grüße,
FF
Tja, das war und ist ja eigentlich auch mein Ansatz, das Selbstbauen. Nur war ich da im Rückblick bislang in der nicht konsequent genug dabei. Die Automatisierung durch einen Sparplan soll dem entgegenwirken, ist aber ein Teil meiner Anlagestrategie, ich werde auch weiterhin Einzelaktien und ETF individuell auswählen und kaufen.
Hallo Teilzeitinvestor,
genau diese konsequente Umsetzung der eigenen STrategie, ist einer der Hauptgründe dafür, dass sehr viele Leute an der Börse nichts zustande bringen.
Selbst kenne ich das aus dem aktiven Day Trading. Aber auch als langfristiger Aktieninvestor hat man damit zu kämpfen.
Dennoch sehe ich das Timing für Investoren als durchaus wichtig an und kann deine Sorgen nachvollziehen, wenn du Probleme hast, in der Nähe von Allzeithochs Aktien zu kaufen. Schließlich kauft auch der King der Investoren aus Omaha nicht unnötig teuer ein.
Mich persönlich überzeugen Sparpläne nicht, ganz ehrlich. Allerdings wird der Durchschnitts-Investor damit besser fahren, als wenn er aktives Stock Picking betreibt.
Schöne Grüße
Ingmar
PS: Schöner, einfach gehaltener Blog und mir gefällt deine Serie ‚Das Lesen der anderen’…eine gute Idee.
Danke für die Blumen 🙂
Wie immer sehr gut auf den Punkt gebracht! Ich habe vor kurzem auch in ein ETF Portfolio investiert, dabei habe ich auch deine ETF Auswahl ins Depot genommen. Die Auswahlkriterien sind meiner Meinung nach sehr gut und passen zu meiner Philosophie. Ich habe heute in der Welt einen Artikel zu den Kosten bzw. Rendite von ETF gelesen. Was meint ihr denn dazu?
http://www.welt.de/finanzen/article157975986/Die-Kostenfallen-der-boersengehandelten-Indexfonds.html
Grüße
Alex
Interessanter Artikel. Die jährlichen Gebühren sind in der Tat nicht alles. Daher schauen viele bei der ETF-Auswahl auch nicht auf die Total Expense Ratio (TER) sondern auf den Tracking-Error, also auf genau die Abweichung vom Grundindex, die auch der Welt-Artikel anspricht. Mir ist der Tracking-Error etwas zu unstet, da er jährlich zwischen den ETF sehr stark schwankt, daher halte ich mich trotz Ungenauigkeit eher an die ausgewiesenen Kosten beim ETF-Vergleich.
Allerdings wird der Kostenunterschied im Artikel zwischen guten und schlecht performenden Indexfonds schon sehr dramatisiert. Im konkreten Beispiel reden wir von einer Differenz von 0,56 Prozent p.a. zwischen dem besten und den schlechtesten ETF – im Vergleich zu den Kosten aktiver Fonds ist man da auch mit dem schlechtesten Indexfonds wohl immer noch besser bedient.
Sorry für den späten Kommentar:
Ich bin wie du auch Kunde bei der DKB. Auch ich nutze aus den von dir genannten Gründen Sparpläne – sowohl zum Regelmäßigen „Grundrauschkaufen“ aber eben auch für Rebalancing oder Einmal-Invests. DKB-Sparpläne kann man nämlich schnell und beliebig oft umstellen: Höhe und Zeitpunkt kann man so punktuell anpassen um z.B. das Urlaubsgeld mit aufzuteilen – einen Tag später stellt man wieder zurück. Somit kann man seine ETF für die Kugel Eis kaufen. (immerhin 8.50 Ersparnis pro ETF/Trade)
Stimmt, die Pläne sind flexibel änderbar. Ich hatte aus diesem Grund tatsächlich auch schon mal überlegt, die Sparpläne für Einzelinvestments zu missbrauchen. Aber im Gegensatz zu Einzelinvests gibt es bei Sparplänen einen Nachteil: Ich kann kein Limit angeben. Das mache ich aber spaßeshalber beim Kaufen meistens, um zu versuchen ein Tagestief abzufischen. Das klappt eher schlecht als recht, ist aber Teil des Nervenkitzels. Und der ist mir die Kugel Eis wert 🙂
Hallo,
ein Frage zu den DKB Plänen hätte ich: Wenn ich einen 50 € im Monat Plan „erstelle“ und möchte mal 500€ zukaufen, was für Gebühren fallen denn dann an? Die Kugel Eis oder mehr?
Du kannst den Sparplan online einfach ändern, also für den nächsten Monat von 50 auf 500 EUR erhöhen, und dann wieder zurück. Kostet trotzdem pro Ausführung nur 1,50 EUR. Das muss nur mit etwas Vorlauf passieren (2 Bankarbeitstage vor Kauftermin).
Lustigerweise habe ich festgestellt, dass mein Sparplan im Moment noch nicht mal eine Kugel Eis kostet: Bei der DKB läuft bis Jahresende eine Aktion, bei der für meinen iShares ETF kein Ausführungsentgelt berechnet wird.