Zum Jahreswechsel wieder ein kalenderjährlicher Blick auf die Dividendenrenditen von Vanguard Indexfonds. Mittlerweile habe ich die Daten der zurückliegenden drei Jahre in meiner Auswertung, so dass wir uns auch den Verlauf der Renditen über die letzten Jahre anschauen können.
Ziel ist, auf Basis der zurückliegenden Ausschüttungen ein Gefühl dafür zu bekommen, wie mein Geld verzinst wird. Dividenden sind zwar keinen Zinsen, daher gibt es auch keinen Anspruch darauf, dass die Ausschüttungen in Zukunft so hoch bleiben. Zum Vergleich der Indexfonds untereinander ist die Kennzahl aber durchaus hilfreich.
Die Berechnungsgrundlage hatte ich hier im Detail erläutert – zur Erinnerung:
- Alle Ausschüttungen der letzten 12 Monate werden addiert
- Die Ausschüttungen ergeben im Verhältnis zum aktuellen Kurs des ETF die prozentuale Rendite
- In Dollar aufgeführte Ausschüttungen werden zum historischen Kurs in Euro umgerechnet.
Neben den großen Vanguard Fonds sind zum Vergleich auch ein iShares und ein DWS ETF in der Liste, weil ich in beide investiert bin.
Zum Jahreswechsel lässt sich die Entwicklung der Performance auf Jahresbasis gut vergleichen. Schauen wir also mal auf die Ergebnisse zum Stichtag 31. Dezember 2020:
Ticker | Kurs (EUR) | Ausschüttung 2020 | Rendite | Ausschüttung 2019 | Rendite | |
12 Monate | 31.12.2019 | |||||
Vanguard FTSE AllWorld | fra:vgwl | 87,39 € | 1,36 € | 1,55% | 1,56 € | 1,79% |
Vanguard FTSE Developed World | fra:vgve | 64,81 € | 1,04 € | 1,60% | 1,16 € | 1,79% |
Vanguard FTSE Developed Europe | fra:vgeu | 31,26 € | 0,69 € | 2,21% | 1,05 € | 3,36% |
Vanguard S&P 500 | fra:vusa | 58,28 € | 0,83 € | 1,42% | 0,80 € | 1,37% |
Vanguard FTSE Dev. Asia Pac. ex Jp | fra:vgej | 24,97 € | 0,51 € | 2,02% | 0,76 € | 3,04% |
Vanguard FTSE Japan | fra:vjpn | 29,02 € | 0,47 € | 1,63% | 0,51 € | 1,74% |
Vanguard FTSE Emerging Markets | fra:vfem | 56,71 € | 1,08 € | 1,90% | 1,28 € | 2,25% |
iShares STOXX Europe 600 | fra:exsa | 39,95 € | 0,74 € | 1,84% | 1,18 € | 2,96% |
DWS xTrackers Euro Stoxx 50 | fra:dbxe | 37,93 € | 1,10 € | 2,91% | 0,95 € | 2,51% |
Mixed picture
Meine Erwartung wäre eigentlich gewesen, dass die Renditen durch die Bank fallen: Viele Firmen haben die Dividendenzahlungen Covid-bedingt zusammengestrichen, während die Aktienkurse mittlerweile wieder auf Rekordständen sind. Das müsste rein mathematisch zu sinkenden Renditen führen. Für Europa und Asien ist das auch deutlich der Fall: Sowohl beim Vanguard FTSE Developed Europe als auch beim Vanguard Developed Asia/Pacific ging die Rendite um rund ein Drittel zurück, beim iShares ETF auf den Stoxx Europe 600 sogar um fast 40 Prozent. Auch bei den Emerging Markets gingen die Dividendenrenditen zurück, wenn auch nicht so deutlich.
Ein Ausreißer ist der DWS xTracker Euro Stoxx 50 ETF, hier stieg die Auszahlung sowohl absolut als auch prozentual im Jahr 2020. Der DWS Fonds schüttet allerdings nur einmal jährlich im April aus, zu diesem Zeitpunkt waren vermutlich die Auswirkungen der Pandemie auf die Dividendenzahlungen noch nicht eingepreist.
Verblüffend allerdings, dass der Vanguard S&P 500, der die größten US-amerikanische Werte abbildet, die Rendite 2020 sogar noch leicht gesteigert hat, von 1,37 Prozent auf jetzt 1,42 Prozent. So richtig erklären kann ich mir das nicht: Der S&P 500 ist auf Rekordstand, die Ausschüttungen sind 2020 auch tatsächlich leicht gestiegen, aber eben nicht so starkt wie die Kurse. In Dollar gerechnet ist laut Barrons die Dividendenrendite eigentlich auf 1,52 Prozent (von 1,86 Prozent) gefallen. Der Vanguard Fonds hat allerdings sowohl in Dollar (95 Cent statt 89 Cent) als auch umgerechnet in Euro (83 Cent statt 80 Cent) mehr ausgeschüttet als im Vorjahr, was in meiner auf Euro gerechneten Auswertung zu einer höheren Dividendenrendite in 2020 führt.
Trotz der etwas irritierenden Steigerung ist der Vanguard S&P 500 allerdings nach wie vor kein Dividenden-Füllhorn. Aufgrund des seit Jahren hohen Bewertungsniveaus der US-Aktien sind die Ausschüttungen prozentual gesehen weiterhin deutlich niedriger als bei anderen Vanguard-Indexfonds, auch wenn der Abstand schmilzt:
Dividendenrenditen von drei Prozent und mehr muss man sich wohl für die Zukunft abschminken. Zwei Prozent scheint ein realistischerer Zielwert über alle Regionen hinweg zu werden.
iShares weiter hinten
Nachdem schon in den vergangenen Auswertungen der iShares Stoxx Europe 600 konsequent hinter dem vergleichbaren Vanguard FTSE Developed Europe lag, hatte ich Anfang 2020 meinen Sparplan von iShares auf Vanguard umgestellt. Die Fonds setzen zwar auf unterschiedliche Indizes (MSCI vs. FTSE), sind aber in ihrer Zusammensetzung sehr ähnlich, sollten daher eigentlich das gleiche bringen. Faktisch hat aber auch dieses Jahr der Vanguard ETF deutlich besser performt als das iShares Equivalent – der Wechsel zu Vanguard war also goldrichtig:
Was auch immer Vanguard hier anders macht, drei Jahre in Folge jeweils fast ein halbes Prozent mehr Dividendenrendite zu erzielen sieht nicht mehr nach Zufall aus.
Und selbst?
Für mich war 2020 das erste Jahr, in dem Dividendeneinnahmen im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sind, und zwar deutlich. Ich bin sehr stark im Stoxx Europe 600 (bzw. mittlerweile FTSE Developed Europe) investiert, hier ist der Rückgang der Dividendenzahlungen deutlich zu spüren.
Darüber hinaus hat bei meinen Einzelaktien die Dividendenkürzung bei Daimler voll eingeschlagen, die Stuttgarter waren in den vergangenen Jahren die lukrativsten Dividendenaussschütter in meinem Depot. Mittlerweile hat Rio Tinto bei mir diese Position übernommen. Rio Tinto hat auch 2020 ordentlich ausgeschüttet, allerdings gab es 2019 eine Sonderausschüttung, weshalb auch hier im Jahresvergleich ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen war.