ETF Dividendenrenditen – Jahresendedition 2020

Zum Jahreswechsel wieder ein kalenderjährlicher Blick auf die Dividendenrenditen von Vanguard Indexfonds. Mittlerweile habe ich die Daten der zurückliegenden drei Jahre in meiner Auswertung, so dass wir uns auch den Verlauf der Renditen über die letzten Jahre anschauen können.

Ziel ist, auf Basis der zurückliegenden Ausschüttungen ein Gefühl dafür zu bekommen, wie mein Geld verzinst wird. Dividenden sind zwar keinen Zinsen, daher gibt es auch keinen Anspruch darauf, dass die Ausschüttungen in Zukunft so hoch bleiben. Zum Vergleich der Indexfonds untereinander ist die Kennzahl aber durchaus hilfreich.

Die Berechnungsgrundlage hatte ich hier im Detail erläutert – zur Erinnerung:

  • Alle Ausschüttungen der letzten 12 Monate werden addiert
  • Die Ausschüttungen ergeben im Verhältnis zum aktuellen Kurs des ETF die prozentuale Rendite
  • In Dollar aufgeführte Ausschüttungen werden zum historischen Kurs in Euro umgerechnet.

Neben den großen Vanguard Fonds sind zum Vergleich auch ein iShares und ein DWS ETF in der Liste, weil ich in beide investiert bin.

Zum Jahreswechsel lässt sich die Entwicklung der Performance auf Jahresbasis gut vergleichen. Schauen wir also mal auf die Ergebnisse zum Stichtag 31. Dezember 2020:

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2020 – der Jahresrückblick

Auch in diesem sehr speziellen Jahr wieder ein Rückblick auf die letzten zwölf Monate Teilzeitinvestieren.

Der große Crash, auf den ich jetzt schon seit vielen Jahren warte, schien „dank“ Corona dieses Jahr tatsächlich zu passieren. Im März rauschten die Börsen weltweit in den Keller. Ich war allerdings skeptisch, ob das schon alles gewesen sein kann, und hab leider nur sehr begrenzt zugekauft.  Mittlerweile sind wir schon wieder bei Allzeithochs in den USA und im DAX (bei letzterem allerdings nur dank der enhaltenen Dividenden). Ich trau dem Braten immer noch nicht, habe aber zumindest meinen ETF-Sparplan das Jahr über brav weiterlaufen lassen.

Aktien

An Einzelaktien habe ich dieses Jahr genau einen Kauf getätigt, und zwar exakt dieselbe Aktie wie im letzten Jahr: Walgreens Boots Alliance, ein Dividendenaristokrat, der in den letzten Jahren arg unter die Räder gekommen ist. Besonders glücklich war das nicht, vom vermeintlich günstigen Nachkaufkurs von 34,40 Euro ist die Aktie aktuell nochmal fünf Prozent gefallen, und das bei mittlerweile wieder Rekordständen im S&P 500. Zumindest steigt die Dividende weiter langsam an und wird in schöner Regelmäßigkeit jedes Quartal überwiesen. Aber mit Apple, Tesla und Co. wäre ich dieses Jahr eindeutig glücklicher geworden.

Beste Aktie 2020

Amazon und Netflix besitze ich nicht, aber einen Corona-Profiteur habe ich im Depot: Deutsche Post AG ist dieses Jahr knapp 20 Prozent gestiegen. Da ich die Aktie schon lange im Depot habe, liege ich insgesamt fast 200 Prozent im Plus, die regelmäßig ausgeschütteten Dividenden nicht mit eingerechnet. Hier hat sich Buy and Hold mal ausgezahlt.

Schlechteste Aktie 2020

Lufthansa habe ich durch mein Stop-Loss Experiment zum Glück vor der Corona-Panik verkauft. Daher war die schlechteste Aktie 2020 interessanterweise das Unternehmen, das 2019 noch am besten performt hatte: Xerox Corp, eine Depotleiche aus Dot-Com Zeiten. 2019 war Xerox 80 Prozent in die Höhe geschossen, dieses Jahr ging es dann im Corona-Crash über 60 Prozent südwärts, mittlerweile hat sich Xerox wieder etwas berappelt, liegt aber immer noch auf Jahresbasis über 40 Prozent im Minus. Warum das auf und ab, kann ich nicht sagen, ich hab die Aktie nur noch aus Folklore im Depot. Vermutlich braucht man seit Corona weniger Drucker.

Indexfonds

2020 bin ich bei meinem Brot-und-Butter ETF auf den Stoxx Europe 600 vom Anbieter iShares auf Vanguard umgestiegen. Diesen ETF habe ich durchgängig per Sparplan bespart und im Januar die Rate sogar etwas erhöht.

Im Crash-März habe ich eine größere Position in Vanguards Asien-ETF  gesteckt. Das war ganz schlau und hat Stand heute gut zwölf Prozent Plus gebracht, exklusive Dividendenzahlung. Vom US Markt habe ich mich weiterhin ferngehalten, weil ich das Bewertungsniveau dort nach wie vor für absolut übertrieben halte, aber das sage ich schon seit Jahren, und habe damit leider viele sehr gute Börsenjahre verschenkt. Aber wer weiss was 2021 passiert, abgerechnet wird am Schluss.

Zu den Dividendenrenditen der Indexfonds wird es Anfang Januar wie üblich hier noch einen detaillierten Jahresendauswertung geben.

Festgeld und Tagesgeld

Zinsen gibt es praktisch nicht mehr, Anbieter wie Moneyou, die sich in der Vergangenheit auf Tagesgeld & Co. spezialisiert hatten, streichen ihr Angebot komplett.

Mit der akf Bank habe ich dieses Jahr noch einen Festgeldanbieter aufgetrieben, der bei deutscher Einlagensicherung zumindest 0,75 Prozent auf zwei Jahre bezahlt hat, mittlerweile sind die Konditionen hier auch weiter nach unten gegangen. Reich wird man damit nicht, selbst die Inflation gleicht das kaum aus. Aber besser als null Prozent oder gar Minuszinsen, wie sie jetzt sogar die Ing Diba einführen will.

Gesamtperformance

Mein Net Worth ist 2020 um knapp zehn Prozent gestiegen. Nicht ganz so stark wie 2019, aber bei Zinsen am Nullpunkt und zwischenzeitlichem Minicrash an den Börsen immer noch ganz ok. Wobei hier nicht nur Kurssteigerungen, Zinsen und Dividenden eingeflossen sind, sondern auch zusätzlich angespartes Geld, von dem aufgrund einer Sonderzahlung dieses Jahr etwas mehr übrig war. Der Aktienanteil liegt bei 36 Prozent, zwei Prozent höher als noch 2019.

Blog

Immerhin acht Artikel habe ich dieses Jahr geschrieben, diesen nicht eingerechnet. Eine fulminante Steigerung von 100 Prozent im Vergleich zu 2019, aber ehrlich gesagt deutlich weniger als ich mir für dieses Jahr vorgenommen hatte.

Ganz gut hat sich mein Twitter-Kanal entwickelt: Mit über 1.000 Followern gelte ich da jetzt offiziell als Micro-Influenzer, und kann da demnächst vermutlich lukrativ Heizdecken und Proteinshakes bewerben.

Um mir DSGVO-technisch keinen Stress zu machen, habe ich Cookies und Tracking hier im Blog komplett rausgeschmissen. Da ich keine Werbung schalte brauche ich den Analytics-Kram auch nicht, allerdings habe ich dadurch auch keine Rückmeldung mehr darüber, wieviele Leute hier eigentlich mitlesen. Umso netter, wenn ab und zu Feedback in Form von Kommentaren zurückkommt, vielen Dank dafür.

Allen Lesern vielen Dank für die Aufmerksamkeit, einen guten Rutsch ins neue Jahr, und für 2021 weniger Corona, weniger Trump und dafür mehr Zinsen und Dividenden!

Neue Kreditkarte: Vivid

Als jahrelang zufriedener DKB-Kunde hatte ich eigentlich keinen Bedarf an noch einer Kreditkarte. Allerdings hat es die DKB geschafft, etwas zu machen das laut Hotline eigentlich unmöglich ist: Ich habe eine neue Karte zugeschickt bekommen mit falscher PIN. Nach etwas Hin- und Her mit der Hotline gabs dann eine Ersatzkarte, aber auch hier das gleiche Problem: die PIN passte nicht zur Karte. Erst im dritten Anlauf hat es dann geklappt.

Gute Gelegenheit also, mal die aktuelle Fintech-Szene zu durchforsten nach innovativen Angeboten für eine Backup-Kreditkarte. Beim Startup N26 (vormals Number 26) bin ich ja schon seit einigen Jahren Kunde und nutze die Karte als virtuelle Brandmauer. Aber es schadet ja nicht, noch eine weitere Karte für alle Fälle im Portemonnaie zu haben.

Neuer Stern am Fintech-Himmel scheint derzeit Vivid zu sein: ein voll app-basiertes Girokonto mit Visa-Debitkarte für hippe Millenials. Da bin ich ja genau die Zielgruppe *räusper*… In der Basisversion sind bei Vivid Girokonto und Karte kostenlos, ideal also, um das Angebot mal auszubprobieren.

Die zarteste Versuchung

Standardmäßig gibt es bei Vivid eine Karte aus Metall, in gewöhnungsbedürftigem lila. Metall ist bei N26 nur der kostenpflichtigen Premiumversion vorenthalten. Ob eine Metallkarte nun eine Innovation ist oder nicht sei mal dahingestellt. Fühlt sich zwar wertig an, stört im Portemonnaie aber im Zweifel mehr durch mangelnde Biegsamkeit und höheres Gewicht. Auch hatte ich bei kontaktloser Zahlung ab und zu mal das Problem, dass die Karte nicht erkannt wurde. Das scheint ein generelles Problem bei Vivid zu sein, ich habe da das metallische Kartenmaterial als Fehlerquelle im Verdacht (allerdings habe ich in Physik in der Schule nie gut aufgepasst).

Geht gut los

Der Kontoeröffnungsprozess verläuft komplett per App, die Identifikation geht per Videochat direkt aus der App heraus. Auch wenn ich es nach wie vor für befremdlich halte, dass ein wildfremder Mensch über mein Handy Fotos von mir und meinem Personalausweis macht, muss ich zugeben, dass das schon ganz praktisch ist, nicht mehr in die Postfiliale zu müssen für das PostIdent-Verfahren. Der ganze Eröffnungsprozess ist schon sehr gut gemacht, der Vorgang dauert keine fünfzehn Minuten und man kann schon direkt (mit virtueller Karte) loslegen.

Vivid selber ist übrigens nur das Frontend. Im Hintergrund werden die Transaktionen über die Solaris-Bank abgewickelt, weil Vivid keine eigene Banklizenz hat. Als Kunde bekommt man das etwas überraschend mit, wenn einem der Mitarbeiter im Identifikationsverfahren fragt, ob einem bewusst sei, dass man gerade ein Konto bei der Solaris-Bank eröffne.

Wie zu erwarten hat Vivid ein paar nette Gimmicks, allerdings auch ein paar Schattenseiten:

Ganz nett:

  • Es gibt keine Gebühren für Kredikartenzahlungen im Ausland
  • Bargeldabhebungen bis 200 Euro im Monat sind kostenlos (auch im Ausland)
  • Es gibt ein Bonus/Cashback-Programm, das derzeit ein paar interessante Aktionen hat: Bis Ende November gibt es 10% auf Einkäufe bei Aldi oder Lidl. Das ist allerdings sicher nur ein Lockangebot, dauerhaft ist so eine Aktion kaum tragbar.
  • bis zu 15 Unterkonten mit eigener IBAN können angelegt werden
  • Zahlen per Google Pay wird unterstützt, die Einbindung der Vivid-Karte geht sehr simpel direkt aus der App heraus.
  • Ähnlich wie Moneybeam von N26 gibt es mit Vivid Pay eine einfache und schnelle Möglichkeit, zwischen Vivid-Nutzern Geld hin- und herzuschicken (selber noch nicht ausprobiert).

Nicht so schön:

  • Überweisungen dauern etwas länger: von der DKB an mein N26-Konto ist das Geld oft schon taggleich angekommen, zu Vivid hat eine Überweisung zum selben Zeitpunkt einen Tag länger gedauert.
  • Das Cashback Programm ist sehr verwirrend organisiert, es gibt nicht direkt soundsoviel Prozent auf die Ausgaben, sondern erstmal Gutschriften in Form von „Stock Rewards“, die sich dann irgendwie später in Euros umrechnen lassen, je nachdem wie sich eine vorher ausgewählte Referenzaktie entwickelt. Ganz durchschaut hab ich das ganze noch nicht, das ist aber vermutlich auch genau das Ziel, um zu verschleiern, dass der tatsächliche Cashback gar nicht so hoch ist. Das Cashback ist eh auf maximal 20 Euro pro Monat gedeckelt.
  • Kontaktloses Zahlen mit der Metallkarte funktioniert nicht ganz zuverlässig.
  • Das Konto ist tatsächlich nur über die App zu verwalten. Ein webbasierter Zugang zum Konto per Browser ist nicht möglich.
  • Apple Pay scheint noch nicht zu funktionieren, ist aber angekündigt

Es gibt natürlich auch eine Premiumkarte (Vivid Prime) mit besseren Konditionen, dann aber mit einer Monatsgebühr von 10 Euro. Neukunden bekommen die Premiumfeatures die ersten drei Monate kostenlos.

Alles neu

Man merkt dem Produkt an, dass alles noch sehr neu ist, Vivid ist erst seit Sommer 2020 auf dem Markt. Mein Hauptkonto würde ich hier daher eher nicht eröffnen, aber um eine alternative Kreditkarte zu haben ist das Gebotene schon ganz vielversprechend. Man kann davon ausgehen, dass im Laufe der nächsten Monate eine Reihe weiterer Features und Produkte Schritt für Schritt freigeschaltet werden.

Wer Vivid selber mal ausprobieren will: Es gibt derzeit ein Kunden-werben-Kunden Programm, mit 20 Euro Bonus für Werber und Geworbenen. Über diesen Link könnt ihr euch anmelden.

Nachkauf: Walgreens Boots Alliance

Wertpapier Kauf

Wenn man eines beim Lesen dieses Blogs feststellen kann, dann dass ich aus Erfahrung nicht klug werde. Eigentlich predige ich ja hier schon seit jeher das Loblied auf passives Investieren mit Indexfonds. Dennoch kann ich es nicht lassen, ab und zu doch mal wieder einen vielversprechenden Einzeltitel zu kaufen, weil ich vermeintlich schlauer bin als der Markt. Und dann rückblickend feststelle, dass ein simpler ETF All World deutlich mehr Rendite gebracht hätte.

Letztes Jahr war das Einzelinvestment Walgreens Boots Alliance, ein sogenannter Dividendenaristokrat, der seit Jahrzehnten zuverlässig eine stetig steigende Dividende zahlt. Der Kurs war unverständlicherweise auf einem Tiefpunkt, da hieß es zuschlagen. Mit dem Kauf hatte ich scheinbar ein glückliches Händchen, denn der Kurs schnellte bis Jahresende um 13 Prozent nach oben, die Dividende wurde pünktlich gezahlt, und zusätzlich winkte eine lukrative Übernahme durch einen Finanzinvestor.

Enter Corona

2020 kam dann aber der Covid-19 Einbruch auf den Märkten. Eigentlich wären Pandemiezeiten für einen Gesundheits- und Nahversorger wie Walgreens gar nicht so schlecht: Neben Medikamenten und Desinfektionsmitteln bekommt man bei Walgreens in den USA nämlich auch Klopapier, Dosensuppen und alles andere was man für die Quarantänevorbereitung benötigt. Der Umsatz ist im zurückliegenden Geschäftsjahr tatsächlich auch leicht gestiegen, dennoch hatte man insgesamt einen saftigen Verlust zu verbuchen. Insbesondere das Geschäft in Großbritannien unter der Marke Boots läuft wohl nicht rund, und man reagiert mit Jobabbau und Filialschließungen.

Der Aktienkurs ist entsprechen unter die Räder gekommen, und hat sich im Gegensatz zum Gesamtmarkt bislang auch nicht wieder erholt. Ganz im Gegenteil, nach Bekanntgabe der Bilanzzahlen in der letzten Woche stürzte die Aktien nochmal um in der Spitze bis zu 10 Prozent ab. Für mich der Zeitpunkt, nochmal kräftig nachzukaufen. Im Vergleich zum Einstandskurs von 2019 waren die Anteile jetzt über ein Viertel günstiger. Das muss nicht heissen, dass es nicht noch weiter nach unten gehen kann, aber für den Moment war das erstmal ein guter Einstiegspunkt, der Kurs hat sich seitdem wieder leicht erholt.

Diese kurzfristigen Schwankungen sind aber ziemlich irrelevant, mir geht es darum, wie das Investment in fünf oder zehn Jahren da steht. Und hier glaube ich weiterhin, dass das Thema Gesundheitsversorgung langfristig lukrativ und krisensicher ist.  Das reine Retailgeschäft des Verteilens von Arzneimitteln mag zukünftig immer mehr durch Konkurrenz von Onlinehändlern wie Amazon unter Druck geraten. Aber abgesehen davon, dass Walgreens natürlich auch selber schon länger im Onlineversand aktiv ist, nutzt man den Vorteil des landesweiten eigenen Filialnetzes indem man die eigenen Märkte in Richtung Gesundheitsversorgung ausbaut.

Dorfdoktor

Durch die Übernahme von VillageMD hat Walgreens zukünftig neben dem Drogeriemarkt gleich eine Hausarztversorgung im gleichen Haus. Das Rezept das der Arzt dort ausstellt, kann dann nebenan gleich eingelöst werden. Konkurrent CVS, bei dem ich ebenfalls Aktionär bin, geht da schon länger einen ähnlichen Weg, mit den eigenen „Minute Clinics“. Vor dem Hintergrund der in den USA ins absurde steigende Kosten für Krankenversicherung und Gesundheitsversorgung wird so eine vergleichsweise preisgünstige standardisierte Basisversorgung für immer breitere Bevölkerungsgruppen wichtig, und sollte sich daher auch für Walgreens rechnen.

Kauf dich nicht selbst

Die Dividende scheint trotz des verlustreichen zurückliegenden Geschäftsjahres erstmal weiter sicher zu sein, man hebt die Ausschüttung sogar weiter an, um den Titel des Dividendenaristokraten nicht zu verlieren. Nur den Aktienrückkauf hat man erstmal eingestellt, was ich aber auch eher begrüße: Firmengeld in den Kauf eigener Aktien zu stecken ist für mich so ziemlich das unsinnigste, was ein Unternehmen machen kann, auch wenn der Rückkauf durch steigende Kurse den Aktionären zugute kommen soll. Wenn ein Unternehmen mit dem verdienten Geld nichts anzufangen weiss, soll es das Geld schlicht an die Eigentümer ausschütten – genau dafür sind Dividenden ja da  – und nicht nicht mit eigenen Aktien spekulieren. Sieht man sich den Kurschart von Walgreens an, war der Rückkauf der eigenen Aktien in den letzten Jahren nichts anderes als eine große Geldverbrennungsmaschine. Das Spekulieren mit Aktien bekomme ich schon selber nicht hin, da sollte dann bitte Walgreens auch die Finger von lassen.

 

Disclaimer:

Die Inhalte dieser Website stellen keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sämtliche Aussagen und Einschätzungen basieren auf der persönlichen Meinung des Autors und sind explizit keine Anlageberatung.

Aktuelle Dividendenrenditen von Indexfonds im 1. Halbjahr 2020

Reichsmark Scheine

Nach einem halben Jahr und einer weltweiten Pandemie mal wieder ein Blick auf die aktuellen Dividendenrenditen von Indexfonds. Die letzten sechs Monate waren bestimmt vom Corona-Crash und schnellem Rebound, der die Kurse mittlerweile fast schon wieder Vor-Pandemie-Stände gebracht hat.

Wärend die Kurse also wieder auf Ursprungsniveau sind, bleibt es spannend, wie sich die Krise auf die Dividendenzahlungen der Unternehmen ausgewirkt hat. Da Dividenden immer für das zurückliegende Geschäftsjahr gezahlt werden, müssten die Auswirkungen theoretisch bislang noch sehr begrenzt sein. In 2019 wurde allgemein noch gut verdient, der große Coronaeinbruch in den Bilanzen kam mit dem zurückliegenden Quartal, und wird erst mit dem laufenden Geschäftsjahr voll auf die Zahlen durchschlagen. Dennoch haben viele Firmen vorausschauend die Reißleine gezogen und Dividenden gekürzt oder gestrichen, denn das Geld werden viele Unternehmen in von Corona betroffenen Branchen wie Touristik oder Entertainment fürs nackte Überleben benötigen.

Wie sich die Dividendenrendite von ETFs berechnet, hatte ich hier im Detail erläutert – zusammengefasst:

  • Alle Ausschüttungen der letzten 12 Monate, gerechnet ab heute, werden addiert
  • Die addierten Ausschüttungen ergeben im Verhältnis zum aktuellen Kurs des ETF die prozentuale Rendite
  • Gewertet wird das Ex-Dividend Date, nicht der meist spätere Zeitpunkt der Auszahlung
  • Ausschüttungsbeträge sind direkt von den Anbieter-Websites übernommen
  • In Dollar aufgeführte Ausschüttungen werden zum historischen Kurs in Euro umgerechnet.

Neben den wichtigsten Vanguard Fonds sind zum Vergleich der beliebte iShares Stoxx Europe 600 sowie der DWS xTrackers Euro Stoxx 50 mit aufgenommen.

Betrachtet werden die letzten 12 Monate, sowie zum Vergleich die 12-Monatsperiode davor. Da die Dividendenzahlungen über das Jahr nicht gleich verteilt sind, macht ein Vergleich nur Sinn über denselben Zeitraum (hier also Juli bis Juni). Die Werte für das Kalenderjahr 2019 (Januar bis Dezember) sind daher nur als Referenz mit aufgeführt und eignen sich nicht zum direkten Vergleich.

Schauen wir also mal auf die Ergebnisse zum Stichtag 30. Juni 2020:

30.06.2020 Ticker Kurs (EUR) Ausschüttung Rendite Vorjahr Rendite Kalenderjahr Rendite
07/19-06/20 07/18-06/19 2019
Vanguard FTSE AllWorld fra:vgwl 79,00 € 1,36 € 1,72% 1,60 € 2,02% 1,56 € 1,98%
Vanguard FTSE Developed World fra:vgve 58,55 € 1,02 € 1,74% 1,19 € 2,02% 1,16 € 1,98%
Vanguard FTSE Developed Europe fra:vgeu 28,76 € 0,67 € 2,33% 1,04 € 3,62% 1,05 € 3,65%
Vanguard S&P 500 fra:vusa 53,33 € 0,83 € 1,55% 0,78 € 1,47% 0,80 € 1,49%
Vanguard FTSE Dev. Asia Pac. ex Jp fra:vgej 20,99 € 0,62 € 2,93% 0,76 € 3,62% 0,76 € 3,62%
Vanguard FTSE Japan fra:vjpn 26,18 € 0,51 € 1,95% 0,48 € 1,81% 0,51 € 1,93%
Vanguard FTSE Emerging Markets fra:vfem 51,22 € 1,13 € 2,21% 1,35 € 2,64% 1,28 € 2,49%
iShares STOXX Europe 600 fra:exsa 36,63 € 0,98 € 2,69% 1,40 € 3,83% 1,18 € 3,23%
DWS xTrackers Euro Stoxx 50 fra:dbxe 35,25 € 1,10 € 3,13% 0,95 € 2,70% 0,95 € 2,70%

Erste Bremsspuren

Schaut man auf den marktbreiten Vanguard FTSE AllWorld, sind die Dividendenrenditen bereits spürbar um 0,3 Prozentpunkte zurückgegangen, auf jetzt rund 1,7 Prozent. Der Rückgang ist aber erstaunlich uneinheitlich: Am heftigsten sind die Einbrüche in Europa: Beim Vanguard Developed Europe sind nur noch 2,3% statt 3,6% ausgezahlt worden, ganz ähnlich das Bild beim iShares STOXX Europe 600. Amerika scheint hingegen fast unberührt durch die Turbulenzen der letzten Monate gekommen zu sein: der Vanguard S&P 500 hat sogar leicht mehr ausgeschüttet als in der Vorperiode. Auch für Japan sind die Ausschüttungen sogar leicht gestiegen, während in Asien außerhalb Japans ein deutlicher Rückgang um 0,7 Prozent zu verbuchen ist.

Abgerechnet wird am Schluß

Zur Erklärung muss man berücksichtigen, dass gerade Europa viele Firmen ihre Bilanzkonferenzen wegen Corona verschoben haben, und damit auch die Dividendenzahlungen dieses Jahr später kommen. Diese fehlen also in der aktuellen 12-Monats-Betrachtung. Beispielsweise wäre für Dividendenkönig Daimler die Auszahlung üblicherweise bereits im April erfolgt, jetzt wird sie für den laufenden Monat erwartet (wenn auch mit dramatischer Kürzung), und ist in der aktuellen Auswertung noch nicht enthalten. Bei amerikanischen Firmen, die üblicherweise quartalsweise ausschütten, ist dieser Effekt nicht so einschneidend, was die starken regionalen Unterschiede erklärt.

Ein verlässliches Bild werden wir wohl erst am Jahresende haben, bis dahin sollten auch in Europa alle Bilanzkonferenzen nachgeholt und alle Ausschüttungen erfolgt sein.

iShares holt auf

Während ich in der letzten Auswertung festgestellt hatte, dass der Vanguard Developed Europe konsequent eine merklich höhere Ausschüttung hatte als der vergleichbare iShares STOXX Europe 600, hat sich der Effekt für die hier betrachtete Periode umgekehrt: Sowohl für die letzten 12 Monate als auch für die Periode davor liegt der iShares ETF spürbar vor dem Vanguard Fonds. Die Unterschiede liegen also wohl eher an den unterschiedlichen Ausschüttungsterminen als an fundamental besserer oder schlechterer Performance. Alles andere wäre auch sehr ungewöhnlich, die Fonds setzen zwar auf unterschiedliche Indizes (MSCI vs. FTSE), sind aber in ihrer Zusammensetzung sehr ähnlich.

Ausblick

Wenn der Rebound so weitergeht, die Kurse also weiter steigen, gleichzeitig aber reihenweise Unternehmen ihre Ausschüttungen zusammenstreichen, geraten die Dividendenrenditen gleich doppelt unter Druck. Denn die Rendite drückt ja das Verhältnis zwischen (steigendem) Kurs und (fallender) Dividende aus. Falls also bis Jahresende nicht noch ein dramatischer Kurseinbruch an den Weltmärkten kommt, werden wir uns vermutlich der Ein-Prozentmarkte für den AllWorld Index deutlich nähern. Immer noch besser als das Null-Prozent-Sparbuch, aber reich wird man damit nicht mehr.

Jetzt einsteigen oder Puts kaufen?

Mit meiner letzten Prognose lag ich ziemlich richtig: Der Crash ist noch nicht vorbei, die auf heftige Absturztage folgenden rapiden Aufwärtsbewegungen sind immer nur von kurzer Dauer, bis es dann wieder weiter nach unten geht. Im Englischen gibt es für diese kurzzeitigen Aufwärtsbewegungen die schöne Bezeichnung „sucker rally“. Das wird auch noch einige Zeit so weitergehen.

The best worst is yet to come

Ich bin mir mittlerweile sehr sicher, dass wir das schlimmste noch nicht gesehen haben. Vor allem nicht in den USA. In Deutschland und Europa wird nach anfänglichem Zögern mittlerweile sehr konsequent gehandelt, was die Pandemiemaßnahmen angeht. Und die Börsenkurse in Europa sind, obwohl die Fallhöhe im Vergleich zu den USA eh schon deutlich geringer war, mittlerweile auf einem auch in absoluten Zahlen sehr niedrigen Niveau angelangt.

Dem Kurs-Gewinnverhältnis oder der Dividendenrendite sollte man hier keine große Aufmerksamkeit widmen, da die Unternehmen in den nächsten Monaten reihenweise nach ihre Gewinnprognosen streichen werden. Aber unabhängig davon bekommt man den DAX mittlerweile zum Buchwert, was so häufig in der Geschichte noch nicht vorgekommen ist. Der DAX-Kursindex (also ohne Dividenden) ist auf den Stand von vor zehn Jahren angekommen. Das heißt nicht, dass es nicht auch hier nochmal weiter runter gehen kann, aber es ist schon einiges an negativer Entwicklung in den Kursen vorweggenommen.

Ganz anders in den USA: Dort wird erst seit ein paar Tagen so richtig realisiert, welche Auswirkungen das Coronavirus hat. Mittlerweile gibt es auch hier punktuell Ausgangssperren und ähnliche Maßnahmen, aber diese kamen in bezug auf die Infektionszahlen deutlich später als in Europa, und zumindest in der Fläche noch nicht konsequent genug umgesetzt. Was bei einer exponentiellen Entwicklung einer Pandemie sehr schnell einen sehr dramatischen Unterschied machen kann. Alleine in New York gibt es mittlerweile mehr Infizierte als in ganz Frankreich. Die Börsenkurse sind zwar auch in den USA stark gefallen, aber von einem viel höheren Bewertungsniveau, und auch noch nicht so stark wie in Europa. Hier ist also noch sehr viel Luft nach unten.

Puttin‘ on the Dow

Ich habe tatsächlich das erste Mal in meiner Anlegerkarriere überlegt, Optionen zu kaufen, genauer gesagt Put Optionen auf den S&P500 oder wahlweise den Dow. Was mich vor allem davon abhält ist die Tatsache, dass ich von Optionen keine Ahnung habe. Und dass mir als Langfristanleger ein kurzfristiger Tradinggewinn nur bedingt etwas bringt. Abgesehen davon ist es kaum vorherzusagen, wie tief es noch runtergehen wird. Die Trump-Administration wird alles daran setzen, dass die Börse nicht komplett abstürzt, um Trumps Wiederwahl nicht zu gefährden. Und mit ein paarhundert Milliarden US-Dollar Steuergeld kann den Absturz sicher etwas abfedern.

Und irgendwann muss man als Langfristanleger dann ja auch (wieder) einsteigen. Ich hab mir ein mentales Limit gesetzt, ab dem ich erste Positionen beim S&P 500 aufbauen werde. Das ist gar nicht mal so weit vom heutigen Kursstand des S&P 500 entfernt. Der Einstiegszeitpunkt wird vermutlich zu früh sein. Aber selbst wenn wir jetzt erst die Hälfte des Absturzes hinter uns haben, wäre das mit ein paar Nachkäufen zu tieferen Ständen dann keine so schlechte Ausgangsbasis. Denn irgendwann geht’s auch wieder nach oben. Ob das schon dieses Jahr der Fall ist, oder erst nach ein paar Jahren Bärenmarkt, spielt für mich keine so große Rolle.

Ist das jetzt schon der Crash?

Nachdem heutigen Blutbad sind die Börsen weltweit jetzt auch offiziell im „Bärenmarkt“ angekommen, was per Definition ein Rückgang von mehr als zwanzig Prozent vom Höchststand bedeutet. War das jetzt schon der Crash? Oder steht uns das schlimmste noch bevor?

Zu viele Optimisten

Wenn ich als Referenz die beiden anderen großen Börsencrashs heranziehe, die ich selber erlebt habe – die DotCom-Krise um die Jahrtausendwende und die Finanzkrise 2008 – sind wir noch ganz am Anfang der Crashphase. Und zwar gar nicht mal aufgrund der drohenden Corona-Effekte auf die Realwirtschaft. Sondern schlicht, weil immer noch viel zu viele Anleger auf den Wiedereinstieg warten, damit die Kursrally der letzten Jahre weitergehen kann.

Als der Dow Jones am Montag um über 2.000 Punkte abstürzte, rief das am nächsten Tag sofort die Schnäppchenjäger auf den Plan, die den Index direkt wieder um 1.200 Punkte in die Höhe schießen ließen. Niemand will im Moment die Kaufgelegenheiten verpassen, die sich scheinbar bieten. Es würde mich nicht wundern, wenn nach dem heutigen Mini-Crash auch erstmal wieder eine heftige Gegenreaktion erfolgt.

Salamitaktik

Das war in früheren Crashphasen auch so: Es geht nicht in einem Rutsch runter, sondern zwischendurch immer wieder rasant bergauf, weil vermeintliche Kaufgelegenheiten locken, und niemand die Trendwende nach oben verpassen will. Und wenn es dann ein paar Tage später doch wieder weiter runtergeht, kommen die nächsten Käufer, die sich billig eindecken wollen.

Der Tiefpunkt ist erst dann erreicht, wenn es einen regelrechten Käuferstreik gibt, weil sich alle mehrfach die Finger beim zu frühen Wiedereinstieg verbrannt haben. Die Stimmung muss schon komplett im Keller sein, bevor es dann wieder wirklich nachhaltig aufwärts gehen kann. Davon sind wir aber noch weit entfernt.

Das merke ich auch an mir selber: Mir juckt es bei Kursständen von 9 Euro für eine Lufthansa-Aktie schon wieder in den Fingern. Obwohl klar ist, dass 2020 für Airlines rabenschwarzes Jahr wird, und die Coronapanik für viele Unternehmen in der Touristikbranche existenzbedrohend wird.

Auch mit Blick auf die historischen Kennzahlen sind wir von niedrigen Bewertungsständen noch meilenweit entfernt. Zumindest die US-Werte sind immer noch auf schwindelerregendem Niveau. Eine Microsoft, die in den letzten Tagen um ein Viertel eingebrochen ist, steht auf Jahressicht immer noch um über ein Drittel im Plus. Und das Kurs/Gewinnverhältnis ist mit über 27 auch nicht gerade als Schnäppchen zu bezeichnen. Gleiches Bild bei Schwergewicht Apple: Auf Jahressicht ist die Aktie immer noch fünfzig Prozent im Plus, das KGV liegt auch noch bei über 20. Und diese Kurs/Gewinnverhältnisse haben den Einbruch der Firmengewinne, den wir in den nächsten Monaten coronabedingt sehen werden, noch gar nicht eingerechnet.

Bärenjahre

Es ist also noch einiges an Luft in den Kursen. Ob es noch weitere 20, 30 oder 50 Prozent runtergeht, kann niemand vorhersagen. Und den Tiefpunkt zum Einstieg zu erwischen, ist eh unrealistisch. Daher halte ich es für durchaus ok, schon jetzt langsam wieder in den Markt einzusteigen, wenn man langfristig investiert bleiben will. Aber nur in kleinen Schritten, denn die Kaufgelegenheiten von heute können die Mondpreise von morgen sein. Und so ein Bärenmarkt kann sich, genau wie die zurückliegende neunjährige Hausse, auch mal über Jahre hinziehen.